Bis 1990 sind ein Viertel aller Bankarbeitsplätze bedroht:

Jetzt auf neue Techniken vorbereiten

10.09.1982

HAMBURG (nw) - Kundenselbstbedienungsgeräte, Kassen- und andere Automaten sowie neue Techniken generell lassen bis 1990 nach Angaben der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) rund ein Viertel aller Arbeitsplätze bei Banken und Versicherungen überflüssig werden. Den ersten großen Rationalisierungsschub erwarten die Arbeitnehmervertreter dabei in spätestens zwei bis drei Jahren.

Doch schon heute, so klagt der Leiter der DAG-Bundesberufsgruppe Gerhard Renner, wird Personalabbau im großen Stil betrieben. So habe beispielsweise die Deutsche Bank in ihrer Frankfurter Zentrale innerhalb kurzer Zeit die Mitarbeiterzahl um 1000 auf 5000 reduziert. Dabei sei es jedoch noch nicht notwendig gewesen, Kündigungen auszusprechen. Bislang sei es vielmehr die Praxis der großen Zentralen, ihre Mitarbeiter in Zweigstellen zu versetzen, die nach wie vor neu gegründet werden. Einzig bei den privaten Banken wäre ein effektiver Personalrückgang von 0,6 Prozent zu verzeichnen.

Aufgrund von Untersuchungen, die vor allem auch von den Kreditinstituten selbst vorgenommen wurden, sei jedoch klar zu erkennen, daß bis Ende dieses Jahrzehnts 23 Prozent der jetzt vorhandenen Tätigkeiten nicht mehr notwendig sind. Besonders betroffen von den Rationalisierungsmaßnahmen werden dann laut Renner vor allem die weiblichen

Angestellten in den Schreibdiensten sein, die Mitarbeiter im Zahlungsverkehr und die Sachbearbeiter mit Bildschirmarbeitsplätzen. Allein im Zahlungsverkehr könnten 80 bis 90 Prozent der Tätigkeiten durch den Computer erledigt werden.

Das erklärte Ziel der DAG ist es, Kündigungen infolge von Rationalisierungen zu verhindern. Absichern wollen sich die Arbeitnehmervertreter durch ein Rationalisierungsschutz-Abkommen, das nun Ende September "hoffentlich", so Renner in die siebente und letzte Runde geht. Dabei bestehe die DAG keinesfalls auf dem "Heizer auf der E-Lock" sondern versuchen in Zusammenarbeit mit den Bankenmanagern Wege zu finden, die betroffenen Mitarbeiter weiterhin zu beschäftigen.

Als Möglichkeiten nennt Renner beispielsweise die Aus- und Weiterbildung, um die Mitarbeiter so zu qualifizieren, daß sie mit den neuen Techniken umgehen können. Aber auch an Arbeitszeitverkürzung müsse gedacht werden, wobei dies mit Sicherheit für beide Seiten schmerzlich sei, da zum einen kein voller Lohnausgleich zu erwarten wäre und zum anderen die Produktivitätsrate sinken werde. In den Verhandlungen gehe es zudem auch um das Problem der vorzeitigen Pensionierung, wobei deren Finanzierung jedoch gerade dieser Branche nicht so schwerfallen dürfte, wie es vielleicht in anderen der Fall sei.