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Jenseits von MP3: Bessere Codecs für einen besseren Klang

21.03.2007
Das Musikformat MP3 ist in die Jahre gekommen. Andere Verfahren leisten inzwischen hörbar mehr.

Wenn es um Musik in digitaler Form geht, sprechen die meisten Leute von MP3. Ist die Musik am Ohr angekommen, stellen viele Hörer aber fest, dass die Qualität vor allem bei niedrigen Datenraten nicht überragend ist. Das können andere Formate wie AAC inzwischen besser. Unerreicht sind so genannte "lossless" (also verlustfreie) Codecs wie FLAC. Kein Wunder, sie komprimieren die Musik zwar, geben jedoch das Original wieder. Der Preis dafür sind relativ große Dateien. Der richtige Codec hängt indes vom Einsatzzweck ab.

"MP3 ist mit dem Internet groß geworden und war seinerzeit ein sehr guter Codec", sagt Gerhard Stoll, Ingenieur für Audiosystemtechnik am Institut für Rundfunktechnik in München. Die Verbreitung sei auch deshalb so rasant gewesen, weil MP3 keinen Kopierschutzmechanismus hat. Als das Format Mitte der neunziger Jahre standardisiert wurde, war Speicherplatz teuer und ein Verfahren hochwillkommen, das die ursprüngliche Datenmenge auf rund ein Zehntel reduzierte.

Inzwischen gibt es aber deutlich bessere Verfahren - zum Beispiel das Advanced Audio Coding-Format (AAC), eine Weiterentwicklung des MP3-Standards. Die Verbesserung liegt unter anderem darin, dass die Qualität nicht mehr kontinuierlich mit der Datenrate sinkt, erläutert Stoll. AAC erreicht bereits bei 128 kbit/s CD-Qualität. Sowohl bei MP3 als auch bei AAC werden für die Ohren nicht wahrnehmbare Töne aus der Musik herausgeschnitten. Deshalb werden diese Verfahren auch "lossy", verlustbehaftet, genannt.

Einer der Klassiker: Apples iPod.
Einer der Klassiker: Apples iPod.
Foto: Apple

Speziell für das Streaming bei niedrigen Bandbreiten im Internet, Rundfunk und Mobilfunk wurde neben AAC das verlustbehaftete Format AAC Plus, auch HE-AAC, entwickelt. Eine Datenrate von 48 kbit/s ist bei AAC Plus in etwa vergleichbar mit 128 kbit/s bei MP3. "Bei 48 kbit/s kann man sich MP3 dagegen nicht mehr anhören", sagt Stoll. Im Internet verlinkt beispielsweise das Portal Tuner2 zu rund 300 Internetradios, die bandbreitensparsam auf AAC Plus senden. Mit dem Codec kommen unter anderem die Player Winamp und VLC zurecht. "Die meisten MP3-Player spielen heute MP3, AAC und WMA ab", sagt Stoll. WMA steht für Windows Media Audio - Microsofts verlustbehaftete Antwort auf MP3 ist das Download- und Streaming-Format vieler Musikportale im Internet.

Apples iTunes-Shop setzt dagegen auf AAC, und das nicht ohne Folgen: "Bei Apple-Usern hat sich AAC durchgesetzt und ist schon verbreiteter als MP3", sagt Christine Tantschinez, Testredakteurin bei der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift "Audio". MP3 werde nicht komplett verschwinden, die Abspielgeräte könnten künftig aber mehr neue Formate abspielen. "Vom Klang und der Leistungsfähigkeit sollte AAC aber die besseren Zukunftsaussichten haben."