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Jenaer Psychologe fordert Anerkennung von Internet-Sucht

02.01.2006
Internet-Sucht sollte nach Ansicht des Thüringer Kommunikationspsychologen Wolfgang Frindte auch in Deutschland als Krankheitsbild anerkannt werden.

Anders als beispielsweise in den USA gebe es in der Bundesrepublik bislang keine festen Diagnosestandards, sagte der Wissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität in einem dpa-Gespräch. "Es geht nicht darum, die Betroffenen zu stigmatisieren, sondern darum, prüfbare Kriterien zu entwickeln." Nach Schätzungen zeigten etwa acht Prozent der 14- bis 18-Jährigen bereits Suchtmerkmale im Umgang mit dem Internet. "Kinder und Jugendliche sind dafür besonders anfällig, vor allem wenn sie keine Erziehungsführung haben."

Bei der Sucht nach dem Internet sei nicht allein die Zeit entscheidend, die im Netz verbracht wird. Zu den Merkmalen gehörten unter anderem der Drang nach zwanghafter Wiederholung und die zunehmende Einengung sozialer Beziehungen. Ähnlich wie beim Rauchen werde versucht, das eigene Verhalten zu rechtfertigen, auch wenn gesundheitliche Schäden zu befürchten seien, sagte Frindte. Untersuchungen belegten jedoch auch, dass sich das Suchtverhalten nicht selten im Erwachsenenalter wieder verliert. "Kinder und Jugendliche haben ein besonderes Interesse an Internet-Formaten wie Chatrooms und Diskussionsforen beispielsweise zu Harry Potter, die auf sie als Erwachsene keinen Reiz mehr ausüben." (dpa/tc)