BITKOM und BKA

Jeder zweite Nutzer Opfer von Kriminalität im Netz

09.10.2009
Jeder zweite deutsche Internetnutzer ist aus Sicht des Brancheverbands BITKOM und des Bundekriminalamts (BKA) schon einmal Opfer von Kriminalität im Netz geworden.

Die meisten hatten es dabei mit Computerviren oder anderen schädlichen Programmen zu tun, teilte der Branchenverband BITKOM am Donnerstag in Berlin auf der Grundlage einer Forsa-Umfrage unter 1000 Befragten mit. Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, sagte, die Täter im Internet würden immer professioneller. Hundertprozentige Sicherheit im Netz gebe es nicht, "auch nicht beim Online-Banking". Laut BITKOM erledigen mittlerweile 24 Millionen Deutsche ihre Bankgeschäfte im Internet, das sind 38 Prozent der Bürger zwischen 16 und 74 Jahren.

Ziercke sagte, jeder müsse darauf achten, dass sein Computer die aktuellen Virenschutzprogramme und Firewalls habe. Zudem müssten Passwörter regelmäßig geändert werden. "Wer im Internet ist, der macht die Tür seines Hauses weit auf und muss aufpassen, dass nicht jemand hereinspaziert kommt, den er nicht gerne haben möchte", sagte Ziercke. Beispielsweise sei die Zahl der Phishing-Fälle, bei denen Passwörter für das Online-Banking durch Kriminelle abgefangen werden, nach einem vorübergehenden Rückgang nun wieder gestiegen.

Auf der Basis von Daten der Bundesländer rechnet der BITKOM in diesem Jahr mit 2900 angezeigten Phishing-Fällen. "Nach unserer Hochrechnung steigt der Schaden um 56 Prozent auf etwa elf Millionen Euro", sagte BITKOM-Präsidiumsmitglied Dieter Kempf. Die Menschen, die im ersten Halbjahr 2009 Opfer von Phishing-Fällen wurden, meldeten laut BITKOM durchschnittlich einen Schaden von rund 4800 Euro. 2008 wurden 1900 Phishing-Fälle beim Online-Banking gemeldet - insgesamt räumten die Betrüger dabei sieben Millionen Euro von Konten ab.

Laut Ziercke sind die Täter im Internet an allen Informationen interessiert, die sie für ihre kriminellen Zwecke nutzen können. Dazu gehörten Zugangsdaten zu sozialen Netzwerken und E-Mail-Fächern, zu Reiseportalen oder Aktiendepots, zu Webservern oder Firmennetzen. Als Beispiele nannte er in diesem Zusammenhang das Internet-Auktionshaus eBay, den Online-Versandhändler Amazon und das Online-Bezahlsystem Paypal, "die Aufzählung ist beliebig erweiterbar". Die Daten würden in speziellen Foren illegal zum Verkauf angeboten. Da die Server häufig im Ausland stünden, seien die Täter in der Regel schwer zu identifizieren und zu fassen.

Experten gehen davon aus, dass viele Opfer sich nicht bei der Polizei melden und daher viele Taten gar nicht in den Statistiken auftauchen. Laut BITKOM verzichtet aber auch immerhin jeder dritte Internetnutzer über 14 Jahren - das sind 16 Millionen Menschen - aus Sicherheitsgründen ganz auf das Online-Banking. 40 Prozent schickten wichtige Dokumente lieber per Post statt per Mail.

Mit dem Projekt De-Mail sollen vertrauliche Daten in Deutschland künftig auch über das Internet sicher versandt werden können. An diesem Freitag beginnt in Friedrichshafen am Bodensee die Testphase. Wer De-Mail nutzen will - Bürger, Behörden oder Unternehmen - muss sich zuvor mit einem Ausweis identifizieren. Die Internet-Anbieter sollen dabei garantieren, dass sie Sicherheitsstandards einhalten. So wird die De-Mail verschlüsselt geschickt. Bevor die De-Mail - voraussichtlich im nächsten Jahr - bundesweit eingeführt werden kann, muss das Bürgerportal-Gesetz in Kraft treten. Der Gesetzentwurf war aus Zeitgründen nicht mehr im Bundestag verabschiedet worden.