CW-Wert

Jeder trägt seine Last

14.03.2006

Journalisten sind privilegiert. Sie haben Zugang zu Personen, Gebäuden und Geheimnissen, die normalen Menschen verschlossen bleiben. Sie schreiben Geschichten, was ihr Berufsleben recht interessant macht. Außerdem kommen sie in der Weltgeschichte herum und erhalten zu allem Überfluss auch noch Presserabatt auf alles.

Allerdings werden die meisten Journalisten nicht reich, und ihre Lebenserwartung liegt weiter unter dem Durchschnitt. Vielleicht ist das ein Grund, warum sie gelegentlich von Neid und Missgunst geplagt werden. Vor allem gegenüber Kollegen, die bei einer größeren Zeitung arbeiten, die sich erfolgreicher verkauft haben oder die schlicht bekannter sind.

Fast alle schreibenden Journalisten beneiden (insgeheim) die Fernsehleute: Ihnen werden die journalistischen Primärtugenden unterstellt, sie gelten als oberflächlich, verwöhnt und zynisch. Vor der Macht der Bilder herrscht offenbar ein größerer Respekt als vor dem gedruckten Wort. Und wirklich: Kaum hat man ein Kamerateam (für computerwoche tv) im Schlepptau, steigt die Auf merksamkeitskurve steil an. Um besser zu wirken, ziehen sich die Gesprächspartner noch sorgfältiger an, setzen ihre Worte mit mehr Bedacht und versuchen, unauffällig zu blinzeln.

Doch die Missgunst der Schreibenden ist unbegründet, denn Fernsehen macht viel Arbeit: Da wird ebenfalls geschrieben und redigiert, zudem geschnitten und übersprochen, nachvertont und gekürzt. Steht der Fernsehmensch also über dem Schreibenden? Das kommt wohl auf den Sender an. Aber mehr zu schleppen hat der TV-Kollege immer, und das kann gerade auf der CeBIT sehr lästig sein.