System-Management/Eine kleine Marktübersicht

Jeder Hersteller hat seinen eigenen Management-Ansatz

27.09.1996

Die Herangehensweise an das System- beziehungsweise Netz-Management hat historische Gründe. Über das umfassendste Portfolio verfügen in der Regel die großen Hersteller mit Mainframe-Erfahrung wie IBM, Siemens-Nixdorf und die Group Bull.

Das Hauptaugenmerk liegt bei ihnen meist auf der Verwaltung von Hardware, Betriebssystem und Netzwerk. Die Features und Bedienungseigenschaften lassen oft noch die Herkunft aus der Großrechnerwelt erkennen. Meist haben sie Architekturen geschaffen, in die sich die Tools von Drittanbietern einklinken lassen.

Auf Integration von Drittanbietern gesetzt

Dazu gehören Spezialisten wie Candle, BMC oder Legent (jetzt bei Computer Associates), die lange davon lebten, die Management-Lücken insbesondere der IBM auszufüllen. Lohnende Betätigungsfelder fanden sie vor allem im Performance-Management sowie im Monitoring und in der Optimierung von Anwendungen, insbesondere Datenbanken. Die meisten dieser Firmen haben inzwischen den Technologiewechsel zur Client-Server-Welt bewältigt.

Geholfen haben dabei oft Newcomer, die von vornherein auf verteilte Umgebungen gesetzt hatten. Dabei spielten Agententechniken auf SNMP- oder auch auf Objektbasis eine zentrale Rolle. In der Regel handelt es sich hier jedoch um kleinere Anbieter von Produkten mit einem eingeschränkten Funktionsumfang. Eine Ausnahme bildet Tivoli Systems. Das Unternehmen wurde bekannt, als die in der Open Software Foundation (OSF) organisierten Hersteller auf der Suche nach einer Technik für verteiltes Management deren objektorientertes TME-Framework wählten. Seitdem gehört Tivoli zu den wichtigsten Unternehmen der Branche - zumal die Ansätze von Konkurrenten wie Open Vision, Werkzeuge zu integrieren, fast durchweg gescheitert sind. Inzwischen wurde das Unternehmen von der IBM aufgekauft und integriert nun die umfassende Systemview-Welt in ihr TME-Framework.

Eine weitere Anbietergruppe kommt ursprünglich aus der Midrange- und Unix-Welt. Sie unterscheidet sich von den Mainframern vor allem dadurch, daß sie frühzeitig auf heterogene Umgebungen gesetzt hatte. Schließlich waren diese Anbieter immer gezwungen gewesen, sich mit ihren Systemen in die Großrechnerumgebungen einzupassen.

Zu obiger Gruppe gehörte eine Weile auch die Digital Equipment Corp. (DEC), solange sie sich in ihren Konzepten die IBM zum Vorbild genommen hatten. DEC blieb jedoch in der Gestaltung von Werkzeugen offener. Voll auf die Integration von Drittanbietern setzte Hewlett-Packard (HP), deren "Openview" inzwischen zu den anerkanntesten Management-Plattformen zählt. Die Unix-Company Sun hat sich seit ihrer Gründung am Netzwerk-Betrieb orientiert und mit "Solstice" gerade erst angefangen, ihren "Sun Netmanager" in Richtung System-Management auszubauen. Generell gilt, daß die ursprünglich getrennten Bereiche Netz- und System-Management infolge des Client-Server-Booms zusammenwachsen. Eine Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch, daß viele Probleme auf den unteren, den hardwarenahen Schichten des ISO/OSI-Netzmodells inzwischen bewältigt worden sind und das Gros der Entwicklungen auf den anwendungsnahen Protokollebenen stattfindet.

Direkt aus der Netzwerk-Ecke kommen Anbieter wie Cisco, Cabletron, 3Com und Bay Network, die ursprünglich Komponenten wie Hubs und Router gebaut haben.

Als Softwarelieferanten kümmern sich diese Firmen meist nach wie vor hauptsächlich um die Verwaltung ihrer jeweils eigenen Hardware. Hier sind bislang SNMP und CMIP die Protokolle der Wahl. Inzwischen sorgen Netzspezialisten oft auch für eine Anbindung an Management-Plattformen wie Openview oder Systemview.

Eine Ausnahme in dieser Gruppe bildet vor allem die Cabletron Systems Inc, die mit "Spectrum" ein umfassendes Netz-Management-System geschaffen hat. Das Unternehmen gehört mittlerweile zu den Trendsettern, die System- und Netz-Management zum Enterprise-System-Management verschmelzen möchten.

Den User-Support entlasten

Der umfassende PC-Boom hat eine weitere Gruppe von Anbietern aktiviert. Eine der Hauptaufgaben in puncto Einbindung von Desktop-Geräten und -Anwendungen in die Unternehmens-DV bestand darin, den User-Support durch Softwareverteilungs-Mechanismen zu entlasten. Entsprechende Funktionen bietet der "System Management Server" (SMS) von Microsoft. Doch der Betriebssystem-Anbieter hat - wie einst die IBM im Großrechnerbereich - genügend Lücken, etwa im Backup-Bereich, gelassen, in denen sich Drittanbieter etablieren können. So mausern sich einige Utility-Spezialisten wie Symantec zu Anbietern netzweiter Management-Tools. Allerdings wird dieser Markt inzwischen auch von altgedienten Profis wie Computer Associates besetzt.

Angeklickt

Der Technologiewechsel zur Client-Server-Welt war für die System-Management-Spezialisten aus der Mainframe-Welt nicht leicht. Wurde er jedoch bewältigt, indem man die Produkte auch für Drittanbieter öffnete, so stand ihnen weiterhin die DV-Welt offen. Die Trends: System- und Netzwerk-Management wachsen zusammen das Gros der Neuentwicklungen bezieht sich auf die anwendungsnahen Schichten des ISO/OSI-Modells innovative Nischenanbieter haben Aussichten auf Übernahme.