BSA-Studie: Weltweit sinkende Raubkopierrate

Je größer der Markt, desto höher die Verluste

18.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Bereits zum vierten Mal legte die International Planning and Research Corp. im Auftrag der Industrieverbände BSA und IISA ihre jährliche Studie zur illegalen Verbreitung von Software vor. Demnach wird der Schaden für die Software-Industrie auf elf Milliarden Dollar weltweit geschätzt - für deutsche Anbieter beziffert die Statistik entgangene Einnahmen in Höhe von 839 Millionen Mark.

Untersucht wurde die nichtlizenzierte Nutzung von allgemeinen Applikationen wie Datenbanken oder Textverarbeitung, professionellen Anwendungen wie Rechnungssoftware oder Programmiersprachen sowie verschiedenen Tools und Utilities wie Internet-Programme oder Terminkalendern. Insgesamt sank die Quote in den Jahren 1994 bis 1998 von 49 auf 38 Prozent. Mit 28 Prozent liegt die Raubkopierrate in den USA am niedrigsten und mit 97 Prozent in Vietnam am höchsten. In den westeuropäischen Ländern werden rund 36 Prozent der verwendeten Programme illegal genutzt. Unrühmlicher Spitzenreiter im regionalen Vergleich ist Osteuropa, wo ein kaum spürbarer Rückgang der Quote von 77 Prozent im Jahr 1997 auf 76 Prozent 1998 registriert wurde - in Rußland beispielsweise stieg der Anteil sogar wieder von 89 Prozent im Vorjahr auf 92 Prozent.

Doch diese relativen Größen sagen noch nichts über die tatsächlich zu verzeichnenden Verluste der Software-Industrie aus. Gemessen am Marktvolumen trägt beispielsweise Deutschland als einer der größten IT-Märkte trotz niedriger Raubquote (33 Prozent) den höchsten finanziellen Schaden (839 Millionen Mark) in Westeuropa davon.

Im asiatisch-pazifischen Raum hingegen, der ebenfalls zu den starken IT-Regionen zählt, sanken die Verluste von 3,9 Milliarden Dollar (1997) auf drei Milliarden Dollar im folgenden Jahr. Die Analysten führen diesen scheinbar positiven Umstand lediglich auf die letztjährige Wirtschaftskrise der Region zurück. Die durch die Rezession eingeschränkten Umsatzentwicklungen der PC- und Software-Industrie hätten zur Folge, daß auch der finanzielle Schaden durch illegal genutzte Software niedriger zu bemessen sei. Man schließt daraus, daß ein Erstarken des Softwaremarkts auch von einem erneuten Anstieg der Beträge, die der Branche durch die Lappen gehen, begleitet wird. Ein spürbarer Rückgang des Lizenzmißbrauchs könne letztlich nur durch den Ausbau der rechtlichen Rahmenbedingungen erreicht werden - dies belegt auch die Entwicklung in den westeuropäischen Ländern und den USA. Dort wird Softwarepiraterie immer öfter als Wirtschaftskriminalität geahndet und mit schärferen Strafen belegt.

Parallel dazu sorgt das weltweit expandierende Angebot von Software dafür, daß den "Piraten" langfristig der Wind aus den Segeln genommen wird. Denn auch der Umstand, daß immer mehr Programme inklusive einer verbesserten Kundenbetreuung in immer mehr Ländern legal zu erwerben seien, trage zu einer Reduzierung der Raubkopiequote bei.