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JDS Uniphase kauft SDL - für 41 Milliarden Dollar

11.07.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie der Hecht im Karpfenteich schluckt der Glasfaserspezialist JDS Uniphase derzeit ein Unternehmen nach dem anderen. Nun haben die Kalifornier den bislang größten Fisch vor Augen: Für nicht weniger als 41 Milliarden Dollar will der hochkapitalisierte Komponentenhersteller Konkurrenten SDL übernehmen.

Mit JDS Uniphase und SDL finden zwei Börsen-Höhenflieger im Rahmen der bislang weltweit teuersten Technologieakquisition zusammen. Bei einem Quartalsumsatz von 395 Millionen Dollar beträgt die Marktkapitalisierung von JDS Uniphase an der US-Technologiebörse Nasdaq 90 Milliarden Dollar. Seit Anfang des Jahres legte das Papier um 44 Prozent zu, in den letzten zwölf Monaten betrug das Börsenwachstum gar 450 Prozent. SDL ist der kleinere Partner. Der Quartalsumsatz belief sich in den letzten drei Monaten auf 72 Millionen Dollar. Die Marktkapitalisierung betrug vor Bekanntwerden des Deals rund 22 Milliarden Dollar. Damit hat SDL seit Jahresbeginn den an der Börse fixierten Unternehmenswert um 171 Prozent gesteigert. Im Lauf der letzten zwölf Monate waren es sage und schreibe 1016 Prozent.

Aufgrund der hohen Marktkapitalisierung zahlt JDS Uniphase diese wie auch schon die zahlreichen vorhergehenden Akquisitionen in Form von Aktien. SDL-Aktionäre erhalten für jeden Anteilschein 3,8 JDS-Uniphase-Papiere. Der neue Eigentümer gewährt damit den bisherigen SDL-Investoren einen satten Aufschlag von 50 Prozent. Analysten zufolge hat ein zeitgleiches Angebot von Corning Inc. vorgelegen, das den Akquisitionspreis in die Höhe getrieben hat.

Die enorme Börsenbewertung von JDS Uniphase kommt nicht von ungefähr. Der Boom des Internet verlangt nach einem stetigen Ausbau der digitale Informationsstraßen. Dem Ansturm der Massen können die Carrier nur mit Glasfaserübertragungsstrecken begegnen. Die Netzkomponenten dafür liefern Hersteller wie Cisco, Lucent und Nortel. Sie sind allesamt Kunden von JDS Uniphase, denn sie beziehen von dem Glasfaserspezialisten wichtige Bausteile wie Laser, optische Verstärker und Filter.

Dennoch verstehen viele Marktkenner die jüngste JDS-Uniphase-Übernahme nicht. Zwar ist es allgemeiner Konsens, dass Glasfaser-Zulieferer ein durchgehendes Portfolio benötigen, um den Wünschen der Kunden nach einem Lieferanten für sämtliche benötigten Bauteile entgegenzukommen, doch bei der nun angekündigten Akquisition handelt es sich um die Hochzeit von zwei Konkurrenten. SDL fertigt ebenso wie JDS Uniphase Laser und optische Verstärker. Deshalb ist zu bezweifeln, dass die Kartellbehörden der Übernahme tatenlos zusehen werden.

Schon beim letzten Deal von JDS Uniphase schritten die Wettbewerbshüter ein. Die im Januar angekündigte 15 Milliarden Dollar teure Übernahme von E-Tek, einem Hersteller von Wavelength-Division-Multiplexern, genehmigte die Behörde nur unter Auflagen. Erst im Juni konnte JDS Uniphase die Akquisition abschließen. Insgesamt ist die SDL-Übernahme, die bis Ende des Jahres in trockenen Tücher sein soll, die 17. Akquisition von JDS Uniphase und seinen Vorläufern. Der Glasfaserspezialist entstand im Juni 1999 aus dem kanadischen Unternehmen JDS Fidel und Uniphase aus San Jose.