JBoss baut Tools-Sparte aus

05.03.2007
Die Red-Hat-Tochter engagiert sich abseits von Eclipse mit einem neuen Open-Source-Angebot.

Obwohl Red Hat selbst Eclipse-Mitglied ist, will der Anbieter über seine Tochter JBoss nun offensichtlich eine parallele Community mit einem eigenen Angebot an quelloffenen Entwicklungswerkzeugen aufbauen. Den Startschuss dazu geben die jetzt mit der Firma Exadel Inc. getroffenen Vereinbarungen. Konkret geht es dabei um zwei Exadel-Produkte die bislang keinen Open-Source-Status hatten: Die "Exadel RichFaces" umfassen eine Komponentenbibliothek für Java Server Faces (JSF) zur Erstellung von Rich-Client-Anwendungen. Basis dafür ist das Framework "Ajax4jsf", das es erleichtern soll, Ajax-Technik in die Entwicklung von Geschäftsanwendungen zu integrieren. Die RichFaces stehen demnächst in einer Open-Source-Version auf der Site von JBoss.org zur Verfügung.

Etwas länger wird die Öffnung des zweiten Produkts "Exadel Studio Pro" dauern. Hier handelt es sich um ein Toolset zur Entwicklung von Web-Applikationen, das JSF, Struts, Hibernate und Spring unterstützt. Bei Red Hat geht man davon aus, dass eine Open-Source-Version dieser Tool-Suite bis zum Sommer fertig gestellt sein wird, die dann unter der Bezeichnung "Red Hat Developer Studio" aus dem JBoss-Portal geladen werden kann.

Auch wenn den Angaben zufolge kein Geld geflossen ist, so haben die Vereinbarungen zwischen Red Hat und Exadel dennoch nahezu Übernahmecharakter: Sie sehen vor, dass Exadel die Namensrechte an seinen Produkten behält, während Red Hat das Hosting der Open-Source-Versionen übernimmt, Ingenieursleistung in die Produktentwicklung steckt und deren künftige Ausrichtung maßgeblich bestimmt und kontrolliert. Im Gegenzug hofft Exadel angesichts des weltweit bekannten Partners auf einen stärkeren Bekanntheitsgrad seiner Tools.

Die strategische Bedeutung des Abkommens wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Red Hat das Prinzip der bewährten Plug-in-Mechanismen von Eclipse nun quasi kopiert und so über die Teilnahme von Drittanbietern eine neue Open-Source-Community aufbauen will. Der Reiz einer solchen Plattform bestünde darin, dass sie im Gegensatz zu Eclipse nicht nur Entwicklungswerkzeuge, sondern auch eine komplette Laufzeitumgebung samt Betriebssystem und Applikations-Server bietet, die jeweils aufeinander abgestimmt sind. Eine solche Konstellation kennt man nur von Microsoft. (ue)