Quick & Easy: Euro- und 2000-fähig

JBA will negatives Image abbauen

23.04.1999
MÜNCHEN (bs) - Mit einer Reihe von Produkten, Services und einer neuen Führungsmannschaft möchte der ERP-Anbieter JBA hierzulande durchstarten. Einkaufslösungen im Internet, neue Supply-Chain-Werkzeuge und Last-Minute-Pakete für Datum-2000-Nachzügler sollen das Geschäft ankurbeln.

Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen ist unter den ersten zehn seiner Branche, und keiner weiß es. So geht es derzeit JBA, einem Anbieter von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Nach Verlusten von über sechs Millionen Pfund im vergangenen Geschäftsjahr und Querelen im Management konzentriert sich die Company nun wieder auf ihre Kernkompetenzen und möchte das schlechte Image ablegen: "Wir haben gelernt, daß wir nicht alles aus einer Hand liefern können", erklärte Ken Briddon, Chief Executive Officer von JBA. Seine Company, weltweit unter den ersten zehn ERP-Anbietern und bei mittelständischen Unternehmen eigenen Angaben zufolge die Nummer drei, werde sich verstärkt auf kleinere und mittlere Betriebe sowie auf die Textil-, Nahrungsmittel- und Kfz-Zulieferindustrie ausrichten. Helfen sollen dem 4000 Mitarbeiter starken Softwarekonzern unter anderem Angebote wie "Quick & Easy", ein Anwendungspaket, das auf Kernmodulen der ERP-Lösung "System 21" basiert.

Quick & Easy ist - ganz im Trend der ERP-Industrie - auf die Belange kleinerer und mittlerer Firmen zugeschnitten und entsprechend voreingestellt (siehe CW 13/99, Seite 15). Laut JBA sei es damit "garantiert" möglich, noch vor Jahresultimo auf eine Datum-2000- und Euro-fähige Lösung umzusteigen. Auch haben die Briten erkannt, daß mit ERP-Software allein in Zukunft nicht genug Geschäft zu machen ist: "Wir werden in unseren Kernsegmenten mehr Service anbieten", so Briddon weiter.

Dazu plant der CEO von JBA, die Zahl der Mitarbeiter aufzustocken, ohne jedoch konkrete Angaben zu machen. Des weiteren werde die Kooperation mit Partnern, "die man in der Vergangenheit nicht richtig gepflegt hat", ausgebaut. Briddon kündigte in diesem Zusammenhang eine intensivere Zusammenarbeit mit IBM und Deloitte & Touche an.

An JBA-Beratern hierzulande dürfte es den Softwerkern allerdings nicht mangeln. Denn mit der Übernahme von Ratioplan im September 1995 verfügt das Unternehmen über mehrere Dutzend Consultants. Doch ist die Integration von JBA und Ratioplan anscheinend nur mit erheblichen Reibungsverlusten vonstatten gegangen: "Durch den Merger trafen zwei unterschiedliche Welten aufeinander", gesteht Andreas Müller ein, der seit Anfang des Jahres Managing Director JBA Deutschland ist. Neben Sprachbarrieren und verschiedenen Produktlinien war es besonders schwierig, die mittelstandsgeprägte Mentalität von Ratioplan und die internationale Ausrichtung von JBA unter einen Hut zu bekommen. Für Müller sind diese Probleme mittlerweile aus dem Weg geräumt.

Neben einem neuen Partner- und Vertriebskonzept sollen selbstverständlich auch Produkte das Geschäft ankurbeln. Eckpfeiler der Angebote sind "e.Purchase" und die "ctive Enterprise Series": Purchase basiert auf Internet-Techniken und ist als Add-on-Lösung für System 21 konzipiert. Im Vordergrund des Tools steht die Beschleunigung interner und externer Beschaffungsvorgänge. So gehören Kataloge, Bestellisten oder individuelle Bedarfsmeldungen zum Funktionsumfang des Paketes. Dem Trendthema Supply-Chain-Management nähert sich JBA mit seiner ctive-Initiative. Das Internet soll dabei als Backbone für die Kommunikation nach innen und außen dienen, erklärte CEO Briddon. Insbesondere dem Mittelstand könne damit eine preiswerte Lösung angeboten werden, die es erlaubt, Informationsabläufe unternehmensübergreifend zu koppeln. Das Paket soll noch im zweiten Quartal dieses Jahres zur Verfügung stehen.