JavaOne: Sun verspricht Open-Source-Java

17.05.2006
Auf der Entwicklerkonferenz JavaOne hat Sun Microsystems in Aussicht gestellt, die Kontrolle über Java der Open-Source-Community zu übergeben.

"Es ist keine Frage des ob, sondern des wie", erklärte Suns Softwarechef Rich Green zur Eröffnung der jährlich abgehaltenen Konferenz in San Francisco. Einmal mehr machte der Manager zugleich Suns grundsätzliche Bedenken gegen eine quelloffene Java-Plattform deutlich. "Es gibt zwei widerstreitende Kräfte, die wir beachten müssen: Zum einen den Wunsch, alles offen zu legen, zum anderen die notwendige Kompatibilität." Niemand wolle, dass sich Java in unterschiedliche Entwicklungsstränge aufspalte.

Die bereits im Vorfeld der Veranstaltung angekündigte Verfügbarkeit der Java Enterprise Edition 5 (Java EE 5) mit all ihren Features und Vorzügen geriet ob dieser Nachricht fast in den Hintergrund. Suns frisch gekürter CEO Jonathan Schwartz jedenfalls bekräftigte Greens Aussagen, ohne dabei Angaben zum Zeitpunkt einer Offenlegung von Java zu machen. Er hoffe, das Vorhaben "so bald wie möglich" zu realisieren. Profitieren würden davon nicht nur Entwickler, sondern auch Sun selbst, da Java als Open-Source-System erheblich mehr Nutzer ansprechen könne. Konkurrenten wie IBM hatten den Schritt schon seit längerem angemahnt. Doch der Teufel steckt im Detail: Neben technischen Aspekten muss Sun eine geeignete Lizenz für Java finden und regeln, wie die zuständige Community organisiert sein soll. Darüber könnte mindestens ein Jahr vergehen, schätzen Experten.

Bis es so weit ist, hält das kalifornische Unternehmen die Open-Source-Gemeinde mit weiteren Codespenden bei Laune. So übergibt Sun den "Java System Portal Server" und die Entwicklungsumgebung "Java Studio Creator" der Community. Dem Ziel, eine komplett offene Plattform für Service-orientierte Architekturen (SOA) zu liefern, dient die Offenlegung der mit SeeBeyond übernommenen BPEL-Engine (BPEL = Business Process Execution Language). Sie ist Bestandteil der "Java Composite Application Platform" (Java Caps) und wird von der OpenJava ESB Community betreut. Als quelloffene Produkte für den Aufbau einer SOA stehen künftig zudem das "Netbeans Enterprise Pack" und Suns JMS-basierendes Message-Queuing-System zur Verfügung (JMS = Java Message System).

Mit einer neuen Lizenz kommt Sun schließlich Linux-Distributoren entgegen, die das Java Development Kit (JDK) und die Java Runtime Environment (JRE) für Java Standard Edition 5 (JSE 5) mit ihrem System ausliefern wollen. Dies war bislang nur mit Einschränkungen möglich. Das Regelwerk trägt den sperrigen Namen "Operating System Distributor´s Licence for Java" (kurz "Distro License for Java" oder DLJ) und sei gemeinsam mit GNU/Linux-Communities erarbeitet worden, berichtete Simon Phipps, Chief Open Source Officer bei Sun. Er erhoffe sich davon eine deutlich steigende Nutzung von Java unter Linux-Anwendern. Mark Shuttleworth, Gründer und CEO der Linux-Distribution Ubuntu, lobte das Lizenzmodell. "Das schafft eines der größten Hindernisse für die weitere Verbreitung von Java auf freien und Open-Source-Plattformen aus dem Weg." Theoretisch gilt diese Aussage auch für die "Open Solaris"-Communities, die quelloffene Versionen von Suns Unix-Derivat anbieten.

Auch in Sachen Interoperabilität von Java mit Microsofts .NET-Architektur meldete Sun Fortschritte. Im Rahmen des Projekts Tango präsentierte der Hersteller eine Reihe von quelloffenen Web-Services-Komponenten, die unter dem Begriff "Web Services Interoperability Technology" (WSIT) zusammengefasst sind. Sie regeln die Bereiche Sicherheit, Messaging, Quality of Service und Metadaten. Die einstigen Erzrivalen wollen damit sicherstellen, dass Java-basierende Anwendungen innerhalb des .NET-Frameworks laufen. Betreut wird WSIT von der Open-Source-Community Open Java EE, die als Teil des Glassfish-Projekts agiert. (wh)