Java SE 6 öffnet sich für Skriptsprachen

11.12.2006
Nach mehr als zwei Jahren Entwicklung, bei der erstmals auch verstärkt Developer außerhalb von Sun Microsystems mit ins Boot geholt wurden, erscheint heute ein neues Major Release der Desktop-Variante von Java.

In Java SE 6 werden Entwickler erstmals Java-Technik mit populären Skriptsprachen wie JavaScript, PHP, Python oder Ruby mischen können. "Die Mehrsprachigkeit ist ein großes Thema für dieses Release", erklärt Suns Chief Engineer für Java SE, Mark Reinhold. "Sun hat früher immer nur gesagt: 'Java ist die Lösung, was ist Ihr Problem?'" Inzwischen sei aber auch Sun klar geworden, dass Entwickler andere Sprachen zusammen mit Java nutzen wollten, um hybride Anwendungen zu schaffen. Sun hat deswegen eine Sammlung von Skripting-Engines zusammengestellt; SE 6 wird bereits mit einer vorkonfigurierten Ausführung der quelloffenen JavaScript-Engine "Rhino" von Mozilla ausgeliefert.

"Java SE 6 ist ein extrem bedeutendes Release für uns", sagt auch Jean Elliott, Senior Director of Java Platform Product Marketing. Sie verweist insbesondere auf die verstärkte Partizipation der Community bei der Weiterentwicklung. Mehrere hundert Entwickler hätten erstmals ihr Scherflein zum Entwicklungsprozess beigetragen, der im September 2004 nach dem Erscheinen von Java SE 5 begann. Reinhold zufolge geht es vor allem darauf zurück, dass Java SE 6 eine Anbindung an die hauseigene Java-IDE "NetBeans" erhalten hat - und zwar in Gestalt einer Layout-Manager-Komponente auf Basis des früher unter dem Codenamen "Matisse" bekannten GUI-Builders von NetBeans.

Mehr als 160 Third-Party-Anbieter haben ihre Java-basierenden Applikationen bereits gegen Vorabversionen der neuen Desktop-Plattform getestet. Elliott erwartet daher eine rasche Verbreitung der neuen Version: "Wir rechnen mit einem sehr reibungslosen Umstieg von Java SE 5 auf 6, weil wir einen starken Fokus auf Kompatibilität gelegt haben", so die Sun-Frau.

Der Redmonk-Analyst Michael Cote geht indes davon aus, dass ein Jahr oder mehr vergehen könnte, bevor Entwickler darauf umsteigen. "Einige Teams werden es in ihren nächsten Release-Zyklus übernehmen, andere werden es über mehrere Zyklen hinweg evaluieren, und wieder andere werde abwarten müssen, bis ihr Application-Server-Anbieter auf Version 6 upgraden", schreibt der Experte in einem E-Mail-Interview.

In Sachen Performance hat Sun nach Angaben von Reinhold viel Arbeit in die virtuelle Maschine "HotSpot" und die Garbage Collection investiert, um eine gute "out-of-box-Leistung" sicherzustellen. Viel Aufwand sei auch in die Verbesserung der Tools für Diagnose, Verwaltung und Überwachung der Software-Entwicklung geflossen.

Verbessert wurde überdies das Zusammenspiel mit Microsofts neuem Desktop-Betriebssystem "Windows Vista", das seit Ende vergangenen Monats an Unternehmenskunden mit Volumenlizenzen ausgeliefert wird. Bei der Arbeit mit Vorabversionen von Vista seien dabei "einige schwierige Workarounds" nötig gewesen, so Reinhold; die Integration mit den APIs (Programmierschnittstellen) des fertigen Vista sei aber jetzt kein Problem mehr.

Die gemeinsame Entwicklungsarbeit von Sun und Microsoft aus dem Interoperabilitätsprojekt "Tango" schlägt sich auch in Java SE 6 nieder, etwa durch Unterstützung für neue Web-Services-APIs wie Java API for XML Web Services (JAX-WS) 2.0. "Die Message von Seiten der Sun-Kunden ist klar", sagt Reinhold. "'Ihr müsst mit Microsoft zusammenarbeiten'".

Elliott zufolge werden alle neue Funktionen von Java SE 6 auch in der kompletten Open-Source-Version von Java zu finden sein, die im kommenden März als "OpenJDK" herauskommen soll. (tc)