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Java One: Sun geht unter die Raver

06.06.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einem neuen Entwickler-Tool und einem Portal will Sun Microsystems neue Entwickler für Java gewinnen. "Project Rave" und Java.net sollen auf der Entwicklerkonferenz Java One in der kommenden Woche der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Bereits seit geraumer Zeit deuteten Verantwortliche bei der McNealy-Firma an, man habe ein neues Entwicklungs-Tool in der Mache, das sich stilistisch an Microsofts populärem Visual Studio orientiere. Project Rave, so der Codename des noch in der Entwicklung befindlichen Werkzeugs, enthält die Web-APIs (Application Programming Intefaces = Programmierschnittstellen) "JavaServer Faces" sowie eine Reihe von Web-Services- und Datenbank-Connectivity-Techniken, um die Entwicklung von Java-Anwendungen und speziell Web-Services einfacher und schneller zu machen. Fehlen wird allerdings die Fähigkeit zu Erzeugung von Enterprise Java Beans (EJB) - für derartige Highend-Projekte sollen weiterhin Tools wie Sun Studio oder die IDEs von Borland zum Einsatz kommen.

Flankiert wird Rave durch das Open-Source-Entwicklerportal Java.net. Darauf will Sun quelloffenen Implementierungen einer Reihe von Java-APIs hosten - darunter die Java API for XML-based Remote Procedure Calls (JAX-RPC), die JAIN-Telekommunikations-APIs, die Netztechniken Jini und Jxta sowie Teile der "Swing"-Interface-Bibliotheken. Ebenfalls zu finden sein sollen auf Java.net die "Netbeans"-Entwickler-Tools, die die Basis von Rave bilden.

Laut Vice President of Developer Platforms Rich Green will Sun mit Rave und Java.net eine neue Klasse von Developern ansprechen. "Wir haben das als sehr schnelle grafische Entwicklungsumgebung für den Bau von Two-Tier-Applikationen designed", so Green. Damit wolle man unter anderem Visual-Studio-Fans ansprechen, aber nicht nur diese. "Mit unsere Plattform und unseren Tools können wir jetzt zwei- bis dreimal so viele Entwickler ansprechen wie bisher", glaubt Green. "Wir erwarten, dass die Zahl der Java-Entwickler in den nächsten drei Jahren von drei auf zehn Millionen wächst."

Thomas Murphy von der Meta Group hält das für reichlich optimistisch. ".Net ist seit einem Jahr am Markt - was hat man da noch für Chancen, die Leute umzustimmen?" fragt sich der Experte. "Die Entwickler zum Umsteigen zu bewegen ist extrem schwer." Bislang stehen bei Sun weder der Preis für Project Rave noch fest, ob es unter Open-Source-Lizenz erscheinen soll oder nicht. Laut Green wird es im Herbst eine Beta geben. Murphy erwartet das Produkt nicht vor 2004. "Ich finde das reichlich spät", meint der Meta-Mann. "Wenn sie es herausbringen, steht Microsoft schon wieder kurz vor einer neuen Version von Visual Studio."

Apropos: Java wird auch ein neues Logo erhalten. Dieses soll einfacher gestaltet sein und weniger feine Linien enthalten als die bisherige Kaffeetasse. Offenbar skaliert das bisherige Emblem nicht so gut wie die Programmiersprache selbst. "Wir brauchten etwas, das man auf unterschiedlichsten Geräten anzeigen kann", erläutert Ingrid van den Hoogen, Senior Director Java and Strategic Marketing. "Es war für die Mobiltelefonhersteller schwierig, das alte Logo auf einem Handy-Bildschirmchen vernünftig darzustellen - ein Skalierungsproblem." (tc)