Software-Entwicklung

Java-Gemeinde setzt hohe Erwartungen in Oracle

03.06.2009
Von Stefan Ueberhorst

Vereinfachter Java Community Process

Suns Weigerung, das OSGi-Modell für die Modularisierung von Java selbst zu verwenden, steht stellvertretend für ein Problem, das der Hersteller offenbar mit arbeitsteiliger Entwicklung hat. Sun habe oft das Bedürfnis, Entwicklungen, die in der Open-Source-Welt bereits vorhanden sind, für die Java-Welt noch einmal neu zu erfinden, moniert Stefan Tilkov, Geschäftsführer von innoQ, einem auf Softwarearchitekturen und Entwicklung spezialisierten Beratungshaus. Prominentes Beispiel sei das Java Development Kit (JDK), Suns Implementierung der Java-Spezifikationen und die wohl am weitesten verbreitete Java-Entwicklungsumgebung. Sie war bis vor wenigen Jahren zwar kostenlos, aber Closed Source.

Ende 2006 gab Sun bekannt, eine Open-Source-Version des JDK (OpenJDK) unter der GNU General Public License veröffentlichen zu wollen, was dann im ersten Halbjahr 2007 auch geschah. Der Vorgang an sich wurde von der Java-Community begrüßt. Für Diskussionsstoff sorgte allerdings, dass unter dem Dach von Apache mit "Apache Harmony" bereits ein Open-Source-JDK entstanden war, das von Java-Kennern als sehr gut gelungen eingestuft, von Sun dagegen anfangs nur belächelt wurde. Daraufhin begannen die Machtspielchen in der Form, dass Sun die für ein Java-Produkt notwendige Zertifizierung verweigerte und Apache im Gegenzug nahezu alle Abstimmungen im Java Community Process (JCP) boykottierte.

Der JCP ist von Politik geprägt, resümiert Tilkov, Sun hat hier sehr stark Eigeninteressen eingebracht, um die Kontrolle über die Plattform zu behalten. Der Berater sieht keinen Grund, weshalb Oracle genauso weitermachen sollte, und verspricht sich von der Übernahme Verbesserungen im JCP. Seine persönlichen Erfahrungen mit dem Java Community Process bezeichnet Tilkov indes als sehr gut. innoQ war in einen Java Specification Request (JSR) zu REST involviert und blickt hier auf eine erfreuliche Zusammenarbeit mit Sun-Experten zurück. Er habe die Hoffnung, dass diese Mitarbeiter, die stets an guten und offenen Lösungen interessiert gewesen seien und gerne mit der Community kooperiert hätten, unter der Führung von Oracle noch befreiter agieren könnten.