Java etabliert sich als End-to-End-Plattform

11.04.2002
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems nutzte seine zum siebten Mal abgehaltene Entwicklerkonferenz JavaOne , um einen Ausblick auf kommende Neuerungen der Java-Plattform zu geben. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen dabei Technologien zum Programmieren und Nutzen von Web-Services sowie neue Funktionen für mobile Geräte.

Angesichts des Hypes um die Web-Services überrascht es wenig, dass sich auch die größte Java-Veranstaltung des Jahres zu einem Gutteil darum drehte. Sun Microsystems und die zahlreichen Hersteller aus dem Java-Lager wetteifern dabei mit Microsoft um die Gunst der Entwickler, die zukünftig lose gekoppelte Applikationen auf Basis von Soap, der Web Services Description Language (WSDL) und der Universal Description, Discovery and Integration (UDDI) erstellen wollen. Die Etablierung dieses neuen Anwendungsmodells zeigt einmal mehr, dass für komplexere Softwareprojekte nur mehr zwei relevante Plattformen zur Verfügung stehen: jene von Microsoft und Java.

XML-APIs als Basis für Web-Services

Wie schon in früheren Konferenzen bewarb Sun auch auf der diesjähringen JavaOne den Einsatz von Java auf mobilen Geräten. Eine Reihe angekündigter Neuerungen für J2ME soll die Verbreitung auf Handys und PDAs fördern. (Foto: Mast Photography Inc.)
Wie schon in früheren Konferenzen bewarb Sun auch auf der diesjähringen JavaOne den Einsatz von Java auf mobilen Geräten. Eine Reihe angekündigter Neuerungen für J2ME soll die Verbreitung auf Handys und PDAs fördern. (Foto: Mast Photography Inc.)

Da die Extensible Markup Language (XML) als Kerntechnologie für Web-Services dient, liegt es natürlich nahe, dass Funktionen zur Verarbeitung der Markup-Sprache als Minimalvoraussetzung für dieses Anwendungsmodell gelten. Sun bündelt die XML-bezogenen APIs in diversen Java-XML-(„Jax“-)Packages. Zu J2EE 1.3 und J2SE 1.4, das im Februar freigegeben wurde, gehört das „Java XML Processing API“ (Jaxp) in der Version 1.1. Es definiert Schnittstellen zu DOM- und SAX-Parsern sowie solche zu XSLT-Prozessoren. Derzeit bietet Jaxp nur die Möglichkeit, XML-Daten anhand von Document Type Definitions (DTDs) zu validieren. Mit der Version 1.2, die in den nächsten zwei Monaten erscheinen soll, fügt Sun Unterstützung für den W3C-Standard „XML Schema“ hinzu.

Weitere Jax-Pakete kündigte Sun bereits auf der letztjährigen JavaOne an. Deren Spezifikationen wurden mittlerweile abgeschlossen oder stehen kurz vor der Fertigstellung. So versammelt das „Java API for XML Registries“ (Jaxr) einheitliche Schnittstellen zu Verzeichnissen wie UDDI oder jenem von ebXML. Die Interfaces zum Versand von XML-Geschäftsdokumenten wie Rechnungen oder Auftragsbestätigungen fasst das „Java APIs for XML Messaging“ (Jaxm) zusammen. Es bietet Funktionen zum verlässlichen Transport solcher Daten über standardisierte Mechanismen wie Soap oder „Transport Packaging and Routing“ (TPR) von ebXML.

Auch wenn zum Aufruf von Web-Services XML-Daten über Soap verschickt werden, so ist Jaxm für diesen Zweck eigentlich nicht vorgesehen. Stattdessen definiert Sun dafür ein API auf höherer Ebene, das unter dem Namen Jax-RPC firmiert. Dieses nähert sich im Rahmen des Java Community Process (JCP) als Java Specification Request 101 (JSR 101) der voraussichtlichen Fertigstellung im Juni. Seine Aufgabe besteht vornehmlich darin, Remote Procedure Calls (RPC) auf Basis von XML an Java zu binden sowie das Verpacken und Versenden der Argumente („Marshalling“) zu übernehmen. Jax-RPC soll Entwickler weitgehend von Soap-Einzelheiten abschirmen, das Auslösen oder Verarbeiten deratiger Funktionsaufrufe lässt sich über die Nutzung entsprechender Java-Methoden bewerkstelligen. Derzeit unterstützt Jax-RPC die Version 1.1 von Soap, der Nachfolger 1.2 soll kurz nach Verabschiedung des entsprechenden Standards berücksichtigt werden.

Während Jaxp Bestandteil der Java-Kerndistribution ist, wird Sun die anderen Jax-APIs bis zum Erscheinen des JDK 1.5 separat vertreiben. Derzeit stehen sie im Rahmen der zweiten Early-Access-Ausführung des „Java XML Pack“ und des „Java Web Services Developer Pack“ zum Download bereit. Für das Jax-Pack soll in jedem der kommenden Quartale ein Update erscheinen.