Mit Bildung von Konsortien gegen Wettbewerber

Japans Computerriesen nehmen den Workstationmarkt ins Visier

21.06.1991

TOKIO (vwd/CW) - Durch Gruppenbildung wollen Japans Computerriesen künftig dem Wettbewerb bei Minicomputern und Workstations den Wind aus den Segeln zu nehmen. Grund: Diese Rechner werden als preisgünstigere Alternative zu Supercomputern zunehmend populärer. Allein in Japan hat sich 1990 Branchenschätzungen zufolge die Nachfrage auf über 90 000 Einheiten verdoppelt.

Einen Schulterschluß in diesem Sektor sind die drei Branchengrößen Toshiba Corp., Fujitsu Ltd. und Matsushita Electric Inc. eingegangen - und zwar in Verbindung mit Sun Microsystems als größtem Hersteller von Workstations mit einem Weltmarktanteil von 30 Prozent. Die drei japanischen Konzerne importieren Einheiten der Amerikaner auf OEM-Basis und vertreiben sie unter eigenem Markennamen. Besonderer Ehrgeiz, zum japanischen Marktführer aufzusteigen, wird hierbei Matsushita nachgesagt.

Bei der zweiten Gruppe handelt es sich nach Angaben von Branchenexperten um das sogenannte ACE-Konsortium, das im April dieses Jahres von 21 Unternehmen gegründet wurde, darunter die Japaner NEC und Sony sowie der führende US-Hersteller von RISC-Prozessoren, Mips Computer. Ein Ziel der Gruppe ist die Entwicklung von RISC-Rechnern, in denen verschiedene, von den Herstellern verwendete Betriebssysteme kompatibel gemacht werden.

Die dritte Gruppe ist eine Allianz zwischen Hitachi Ltd. und dem US-Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) Co., der sich auch die Mitsubishi Electric angeschlossen hat. Hitachi ist bereits 1987 eine Kooperation mit den Amerikanern zur Entwicklung von Mikroprozessoren eingegangen und gab Ende April den Start des Vertriebs von HP-Workstations bekannt. Mitsubishi Electric wiederum will im kommenden September drei Modelle der Amerikaner zu Preisen von 2,3 bis 8,7 Millionen Yen (umgerechnet knapp 21 000 bis 79 000 Mark) auf den Markt bringen.

Mit Interesse wird nun beobachtet, wie sich die Marktanteile entwickeln werden - insbesondere mit Blick auf den weltweiten Mainframe-Marktführer IBM. Ende April überraschte der Computerriese aus Armonk seinerseits die Konkurrenz mit der Ankündigung, mit Mitsubishi Electric ein OEM-Abkommen getroffen zu haben, nachdem der Nippon-Konzern künftig IBMs 9121 -Mainframes unter eigenem Namen ("Melcom") in Japan vertreiben wird. Damit stellt Big Blue erstmals in seiner Firmengeschichte technisches Know-how seiner Großrechner einem anderen Unternehmen zur Verfügung.