Breitband-ISDN in der Versuchsphase

Japanische Post entwickelt Netz für multimediale Kommunikation

02.11.1990

GENF (pi) - Die Entwicklung eines experimentellen B-ISDN (integriertes digitales Breitband-Dienstleistungs-Netzwerk) in ihrem Musashio-Forschungszentrum gab die Nippon Telegraph and Telephone Corporation (NTT) bekannt.

Als derzeit einziges integriertes Versuchssystem unterscheidet sich das B-ISDN-Netz NTT zufolge eindeutig von Parallelentwicklungen wie "Sunshine" und "Race". Das B-ISDN-Netz basiert auf einem ATM-Anschlußsystem (asynchroner Transfer-Modus) -Ringsystem, -Terminals, Vorrichtungen zur Konversion bestehender "Interfaces" und einem Netzsimulator. Laut NTT stellt das Breitband-ISDN dem Anwender 156 Mbit/s, der Netzwerk-Struktur selbst "lnterface "Geschwindigkeiten von 620 Mbit/s zur Verfügung. Dadurch wird zusätzlich zur Ubertragung von Stimmen und Daten die Übermittlung von Bildsignalen ermöglicht. NTT teilte zudem mit, daß die Standardisierungstätigkeit am B-ISDN bei CCITT kontinuierlich fortgesetzt wird, parallel zu Empfehlungen für die Verwendung des neuen Transfer-Modus ATM. Für die Benutzer- und Netzwerk-"lnterface"-Geschwindigkeiten, so die Erklärung von NTT, ist die Startdardisierung bereits abgeschlossen.

Das ATM-Schaltsystem umfaßt nach Angaben von NTT bis zu 256 Zeilen mit einer Kapazität von je 156 Mbit/s. Es läßt die Übertragung von Stimmen, die Datenübertragung für Computer und den Bildtransfer für HDTV (High-Definition Television) zu. Der ATM-Ring transportiert als LAN mit hoher Geschwindigkeit zusätzlich zu Daten auch Stimmen und/oder Video und ist somit für das B-ISDN einsetzbar. HDTV-Signale können dadurch schnell übermittelt werden. Ferner sind die Terminals über ein ATM-Anschlußsystem an eine Datenbasis angeschlossen, was die Suche nach Informationen auf HDTV-Farbbildern in - so die Ankündigung von NTT - weniger als drei Sekunden ermöglicht. Generell überwindet ATM die technische Begrenzung bestehender kreis- und paketgeschalteter Systeme, indem Informationen in Pakete mit vorgegebener Länge aufgeteilt und in Netze transferiert werden.

Die Japaner sehen in der Nutzung von ATM für den Anwender die Vorzüge, daß die Übertragungsgeschwindigkeit frei gewählt und in einem Mid-Transfer (variables Bit-Rate-Coding) umgewandelt werden kann. Zudem lassen sich die verschiedenen Kommunikationsformen per Stimme, Bild, PC oder Mainframe innerhalb der vorgegebenen Geschwindigkeiten ohne Einschränkung kombinieren. Der Teilnehmer soll letztendlich NTT zufolge in die Lage versetzt werden, die jeweilige Qualität der Netzwerk-Kommunikationsformen entsprechend ihren spezifischen Bedürfnissen zu wählen.

Nach Herstellerangaben hat sich bei jüngsten Testversuchen die technische Realisation von ATM bestätigt. Die Gesellschaft sucht im Rahmen ihres Track-III-Auswahlverfahrens einen kommerziellen Hersteller, um mit ihm ein wirtschaftlich tragfähiges System zu entwickeln.

Informationen: NTT Büro Genf, 20, rte de Pre-Bois, Case postale 1893, CH-1215 Genéve 15