Kolumne

"Japanische Lösung für SBS?"

25.06.2004
Christoph Witte Chefredakteur CW

Was Siemens mit seiner IT-Service-Sparte SBS vorhat, weiß noch niemand. Mitunter kommt sogar der Verdacht auf, dass nicht einmal der Zentralvorstand eine genaue Vorstellung von der Zukunft des Bereichs hat. Dieses diffuse Bild wird durch den Weggang des bisherigen Bereichsvorstandes Paul Stodden weiter eingetrübt. Der erfolgreiche Sanierer, der schon Fujitsu-Siemens Computers wieder auf die Füße geholfen hatte, geht als Vorstandschef zum Mobilfunkdienstleister Debitel (siehe Seite 1).

Über die Bedeutung dieser Personalie wird im Siemens-Flurfunk und der Analystenszene heftig spekuliert. Der Tenor lautet, dass die Frustration über den SBS-Kurs des Zentralvorstandes eine wichtige Rolle für Stoddens Entscheidung gespielt hat. Siemens'' oberstes Entscheidungsgremium verfolgt keine klare Politik, wenn es um den eigenen IT-Dienstleister geht. Auf der einen Seite fordert es wie von allen anderen Sparten, dass SBS auch unter Berücksichtigung der Kapitalkosten profitabel wirtschaftet und eine ordentliche Rendite abwirft. Andererseits wurde aber zu wenig getan, um die Servicesparte mit dem dafür nötigen Rüstzeug zu versehen.

Angesichts der lauen Unterstützung und der Verweigerung von Mitteln für Zukäufe im großen Stil erklären sämtliche Marktbeobachter und Analysten SBS zum Problemfall. Mittelfristig sei die Division zu klein, um im Konzert der globalen Player mitzuspielen, gleichzeitig aber zu groß, um noch in einer Nische profitabel agieren zu können.

Stoddens Ausstieg und die Bestellung von Adrian von Hammerstein zum neuen Dienstleistungschef deuten stark darauf hin, dass die Siemens-Lenker nun endlich intern geklärt haben, was mit SBS geschehen soll. Wenn schon zu wenig Geld und Wille für Übernahmen vorhanden sind, lässt sich die Sparte zumindest ganz oder teilweise verkaufen. Damit hat man schließlich schon positive Erfahrungen gesammelt: Das Hardwaregeschäft wird seit Jahren recht erfolgreich zusammen mit der japanischen Fujitsu in dem Joint Venture Fujitsu-Siemens Computers betrieben, dessen bisheriger Chef Hammerstein einschlägige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem japanischen Konzern gesammelt hat. Warum sollte das nicht auch mit der Servicesparte funktionieren? Berücksichtigt man jetzt noch, dass Fujitsu mit einem Dienstleistungsumsatz von 16,1 Milliarden Dollar im weltweiten Ranking hinter IBM und EDS auf Platz drei liegt, sieht das zumindest aus Sicht von Siemens nach einem exzellenten Schachzug aus. Die Japaner agieren weltweit in der Top-Liga. Die Zukunft für die meisten SBS-Mitarbeiter wäre gesichert. Fujitsu würde sich einen starken Player in der Region Zentraleuropa verpflichten, der mit Siemens einen der weltweit interessantesten Kunden mitbrächte. Bleibt nur noch die Frage, ob Siemens ein Joint Venture anstrebt oder einen glatten Verkauf. Wie gesagt: Alles Spekulation, aber logisch wär''s.