Krisen-Management/Der mächtigste DV-Krisen-Manager der Welt

Jahr-2000-Berater für den Präsidenten: John Koskinen

30.10.1998

In Washington wird er inzwischen "Y2K-Zar" genannt. John Koskinen ist, weil er unmittelbaren Zugang zum Präsidenten hat, einer der mächtigsten DV-Manager, die jemals hinter den Kulissen in Washington die Zügel in der Hand hatten. Und das ohne Anfeindungen seitens der Republikaner in Senat und Repräsentantenhaus, sogar mit ihrer Unterstützung.

Koskinen war 21 Jahre lang Krisen-Manager bei Palmieri Co., New York, dessen Spezialität es ist, Unternehmen in Krisen zu restrukturieren. In dieser Zeit war er leitend bei der Reorganisation der Penn Central Transportation Co. nach deren Bankrott dabei, ebenso beim Wiederaufbau der Mutual Benefit Life Insurance nach deren Crash. 1996 war er stellvertretender Chef des Office of Management and Budget (OMB), das der US-Bundesregierung aus der Patsche helfen mußte, als die ihren Angestellten wegen leerer Kassen keine Gehälter mehr zahlen konnte.

Der heute 59jährige konnte sich bei seiner Berufung auf seinen jetzigen Posten die Konditionen selbst aussuchen. Koskinen erzählt, Bill Clinton habe damals gesagt, "wenn ich den Job annehme, würde er ihn so definieren, wie es nach meiner Meinung klappen müßte". Insbesondere der US-Kongreß forderte, alle Jahr-2000-Aktivitäten zu zentralisieren, nämlich im "Y2K Council" (einem Ausschuß von IT-Chefs sowie über 30 Ministerialen) und Koskinens Büro.

Koskinen lehnte das wegen der Komplexität der wirtschaftlichen und politischen Strukturen ab. Statt dessen konzentriert er sich darauf, breit angelegte "umbrella groups" zu schaffen, die ihrerseits in die Tiefe wirken - und zwar sowohl in die staatlichen Behörden, als auch in die Privatwirtschaft. So ist das Gesundheitsministerium dafür zuständig, auf die rechtzeitige Jahreszahlen-Umstellungen bei staatlichen und privaten Rettungsdiensten und Krankenhäusern hinzuwirken.

Der Krisen-Manager erklärt: "Die Arbeit wird nicht in Washington durch das Year 2000 Council zu erledigen sein. Sie wird von den Leuten draußen an der Front gemacht. Also besteht unsere Strategie darin, so viele Organisationen wie möglich anzusprechen und darin zu bekräftigen, daß sie Verantwortung übernehmen."

Der Präsidentenberater taucht überall auf. Koskinen wurde bei der UNO vorstellig, als er entdeckte, daß es in 75 Prozent der Mitgliedsländer keinerlei staatliche Maßnahmen gegen das Problem 2000 in den Behörden gibt. Aber auch mit der Situation in den USA - im weltweiten Vergleich eher vorbildlich - ist er alles andere als zufrieden. Derzeit machen ihm besonders die lokalen Behörden Sorgen.

So erzählt Koskinen, was den Kreis Sacramento bewegte, sich schleunigst um das Problem 2000 zu kümmern: "Sie waren mit einem Schlag sehr für das Problem interessiert - als sie entdeckten, daß am 1. Januar 2000 alle Türschlösser im Folsom-Gefängnis auf die Default-Einstellung "offen" gesprungen wären."