Jährlich rund 300 Millionen Dollar Schaden:Computerkriminalität in den USA wächst

21.07.1978

NEW YORK (ee) - Die "Computer-KriminaIität" in den USA wächst rapide. Gegenwärtig dürften jährlich etwa 300 Millionen Dollar Schaden durch Diebstahl von Daten oder Eingriffe in Programme entstehen, wie Experten vermuten. Einige der Rechercheure auf dem Feld des "White-Collar-Crime" befürchten gar, daß sich der Daten-Diebstahl in den USA verdoppeln werde, wobei sie hinweisen, daß es jetzt schon eine erhebliche Dunkelziffer gebe. Die Reaktion der US-Unternehmen und Behörden: Immer mehr von ihnen versuchen ihre im Computer gespeicherten Informationen durch Geheimcodierung vor widerrechtlicher Benutzung zu schützen.

Die vermehrte Anwendung von Geheimcodierungen, die bis vor kurzem nur von Militärbehörden oder diplomatischen Stellen benötigt wurde, wird von vielen großen Privat-Unternehmen als "lebenswichtig" eingestuft. Noch vor einigen Jahren arbeitete nur eine Handvoll Firmen mit verschlüsselten Daten, jetzt seien bereits ein paar hundert soweit,

erklärte Fred A. Stahl, Vice President der Computer-Beratungs-Firma Wellington Systems Inc., Stamford, (Connecticut). Dies gilt insbesondere für Banken, deren gesamte Abrechnungs- und Überweisungssysteme nun computergesteuert ablaufen. So werden bereits seit einiger Zeit alle Informationen, die über das Swift-Netz, dem weltweit 500 internationale Banken angeschlossen sind, verschlüsselt ausgegeben. Ein ähnliches Kodierungssystem soll demnächst für die Bankfernverbindungen innerhalb der USA und Kanadas installiert werden, worüber täglich einige 20 Milliarden Dollar transferiert werden.

Aber auch andere Unternehmen wie Ölgesellschaften, sehen es mittlerweile als notwendig an, ihre gespeicherten Informationen über Erdöllagerstätten vor widerrechtlichem Gebrauch durch Geheimcodierung zu schützen. Ebenso werden Personaldaten eines großen internationalen Konzerns nur noch verschlüsselt in den Datenspeicher eingegeben.

Dabei sind neuerdings schon so komplizierte Kodierungen entwickelt worden, daß selbst hochentwickelte Computer Jahre brauchen würden, um sie zu entschlüsseln.

Im allgemeinen wird mittlerweile von den Benutzern der Computersysteme

weniger der materielle Diebstahl von bändergespeicherter Information, sondern die widerrechtliche Einschaltung und Umschaltung von Übertragungen gefürchtet. Der Datenschutz ist in den USA hauptsächlich der Privatinitiative überlassen. Ein Datenschutzgesetz nach dem Muster der Bundesrepublik Deutschland ist in den USA einstweilen nicht zu erwarten. Allerdings ist damit zu rechnen, daß der "Daten-Diebstahl"

demnächst bundesweit mit Strafe bedroht wird.