BdSW:Endlich anfangen - CCG: Unsinn

Ja ist der Scanner schuld

18.03.1977

MÜNCHEN - Im Gerangel um die Brauchbarkeit der 13stelligen europäischen Artikelnummer (EAN), zwischen POS-Herstellern, SB-Warenhäusern und den Nummernverwesern der CCG (Centrale für Coorganisation Gesellschaft zur Rationalisierung des Informationsaustausches zwischen Handel und Industrie GmbH. Köln) ist die CCG in den Schwitzkasten geraten: Während Dr. Walter Wiechmann vom Bundesverband der SB-Warenhäuser (BdSW) fordert: "Die CCG muß endlich anfangen, die Nummern zu vergeben", kolportieren BdSW-Mitglieder: "Die CCG vergibt keine Nummern, weil sie nicht weiß, welche Gebühr sie dafür verlangen soll." Kontert eine CCG-Sprecherin: "Diesen Unsinn hören wir zum erstenmal."

Trocken begründet die CCG (paritätisch von Handel und Industrie gegründet): "Wir vergeben keine Nummern, weil die EAN-Vereinbarung erst am 3. Februar in Brüssel unterzeichnet wurde, weil es noch keine "Durchführungspläne" und keine geeigneten Scanner-Kassen gibt." Frühestens im Herbst werde die Industrie einsatzfähige Hardware anbieten können, höchstens Handleser könne es früher geben, glaubt CCG-Sprecher Dipl.-Kfm. Günter Wagener.

Als Windmacher gegen EAN vermutet die CCG den Unternehmensberater Günter Kempka aus Lübbecke in Westfalen, "der hier wohl handfestes Interesse hat, noch ein paar UPC-Nummern zu verkaufen", wie im CCG-Haus umläuft.

Tatsächlich glaubt Kempka, daß mit dem (kürzeren) UPC die Probleme längst "ökonomisch" gelöst wären. Und er war auserkoren, dem im Frankfurter Sheraton tagenden BdSW-Vorstand die "beim Stand heutiger Hardware" bestehenden technischen Bedenken gegen die Praktikabilität der langen EAN-Nummer vorzutragen, die ein SB-Warenhaus-Arbeitskreis formuliert hatte (CW Nr. 11 vom 11. März 1977).

"Da flogen Fernschreiben zwischen Europa und Amerika hin und her", so Kempka, und es zeigte sich, "daß die Zugriffszeiten durchaus passabel sind, mit 0,5 bis 0,8." Allerdings: Dies wurde mit UPC-Tests erreicht - denn EAN ist eben noch nicht installiert. Damit nichts anderes als EAN installiert wird, warnt die CCG in ihrem Märzrundschreiben: "Eine Verwendung anderer als von der CCG vergebener Betriebsnummern muß zwangsläufig zu großen Fehlinvestitionen bei den betreffenden Industriebetrieben führen, da die Mehrheit des Handels diese Nummern ablehnt."

Auch SB-Praktiker Gerhard Ackermans, Mitinhaber der Allkauf SB-Warenhaus GmbH und Co. KG, ist überzeugt, daß es mit EAN keine hardware-technischen Probleme geben wird. Aber kernig schimpft er: "Die CCG läßt uns organisatorisch auf dem Schlauch stehen."