Steigende Einnahmen im Lizenzgeschäft

J.D. Edwards trotzt dem Abwärtstrend

28.02.2003
MÜNCHEN (CW) - J. D. Edwards hat im Ende Januar abgelaufenen ersten Quartal erwartungsgemäß schwarze Zahlen geschrieben. Das gute Ergebnis wird allerdings von den zunehmenden Schadensersatzklagen unzufriedener Kunden überschattet.

Im ersten Quartal erwirtschaftete J.D. Edwards einen Nettogewinn von 6,5 Millionen Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte der in Denver ansässige Anbieter von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware noch einen Verlust von 4,1 Millionen Dollar ausgewiesen. Neben geringeren Abschreibungen lässt sich das Ergebnis vor allem mit dem Zuwachs der Lizenzeinnahmen begründen, die um 6,6 Prozent auf 46,8 Millionen Dollar kletterten, während die Erlöse aus dem Servicegeschäft um ein Prozent auf 159,1 Millionen Dollar nachgaben.

Insgesamt nahm der Quartalsumsatz im Jahresvergleich zwar nur leicht - von 204,7 Millionen auf 205,9 Millionen Dollar - zu. Im Vergleich zu vielen anderen Anbietern von Unternehmenssoftware, deren Umsätze zum Teil heftig einbrachen, stehen die Texaner aber noch gut da. Das ist nicht zuletzt auf die Einführung der "J.D. Edwards Suite 5" im vergangenen Juni zurückzuführen. Die Collaboration-Software unterstützt Web-Services und ist sehr modular aufgebaut, wobei die Kunden nur für Komponenten zahlen müssen, die sie auch tatsächlich nutzen.

Ein weiterer Grund für das gute Abschneiden von J.D. Edwards ist die Partnerschaft mit IBM, bei der es nicht nur um den Verkauf von standardisierten Lösungen für die Server-Plattform von Big Blue geht, sondern auch um eine weitreichende Integration der IBM-Middleware in die Anwendungen von J.D. Edwards. Durch die Reduzierung der Komplexität sollen die Implementierungskosten gesenkt werden, ein wichtiges Kriterium, um vor allem mittelgroße Unternehmen - die Hauptzielgruppe von J.D. Edwards - als Kunden zu gewinnen.

Die Devise "So simpel wie möglich" hatte den Texanern vor allem bei ihrem relativ späten Einstieg in den CRM-Markt Erfolge beschert. Durch die weitestgehende Integration von Funktionen, Modulen und Anwendungen gelang es ihnen, aus den Fehlern der Konkurrenz, deren Systeme oft rein Batchorientiert und zu anderen Enterprise-Lösungen kaum kompatibel waren, zu lernen. Inzwischen hat das Unternehmen seine Integrationsstrategie auf alle anderen Produktbereiche erweitert.

Nur eitel Sonnenschein herrscht allerdings nicht. So leidet J.D. Edwards zunehmend unter den Folgen seiner zu früh ausgelieferten ERP-Lösung "One World", die einigen Anwendern massive Probleme verursacht haben soll. Vergangene Woche hat einer der Betroffenen, der texanische Sportartikelhersteller Doskocil Manufacturing, einen Prozess gegen J.D. Edwards gewonnen. Mit 2,3 Millionen Dollar wurde der US-Firma zwar nicht annähernd so viel Schadensersatz zugesprochen wie die geforderten 25 Millionen Dollar. Auch sind die Bugs längst behoben. Dennoch wird die Angelegenheit allmählich unangenehm für J.D. Edwards: Zu den fünf im Frühjahr 2002 eingereichten Klagen sind in den vergangenen Monaten noch drei weitere hinzugekommen. (sp)