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iTunes: DVD Jon ist wieder "drin"

23.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Apple und den Programmierern von "Pymusique", darunter der als "DVD Jon" bekannt gewordene Norweger Jon Lech Johansen, geht munter weiter: Nachdem der Mac-Hersteller Anfang der Woche seinen iTunes Music Store gegen die erste Pymusique-Version abgedichtet und nur noch für iTunes 4.7 zugänglich gemacht hatte, erklärte Johansen nun in einem Blog-Eintrag, er habe per Reverse Engineering die jüngste iTunes-Verschlüsselung geknackt.

Sein Programmier-Partner Cody Brocious, ein Highschool-Schüler aus Pennsylvania, erklärte, das Pymusique-Projekt sei "nötig für die Linux-Community". Apple bietet die für den Zugang zum Music Store nötige Jukebox-Software "iTunes" (bislang) nur für Mac OS X und Windows 2000/XP an.

Mit Pymusique wolle man primär auch Linux-Nutzern den Kauf digitaler Musik bei Apple ermöglichen, erklärten die Programmierer (weswegen es die nächste Version auch nur noch für Linux und nicht mehr für Windows geben wird). Die Software erfordert ein iTunes-Konto, und bezahlt werden muss auch ganz normal. Es gehe bei der Software nicht darum, die gekaufte Musik von ihrem digitalen Rechte-Management (DRM) zu befreien. Apple füge diese erst in seiner Software hinzu, das sei in Pymusique nicht nötig gewesen. Auch iTunes erzeugt beim Brennen gekaufter Songs im Prinzip ungeschützte Musik, die sich anschließend in ein MP3-File rippen lässt.

Bislang hat Apple offiziell noch keine rechtlichen Schritte gegen das Programmierer-Trio angedroht. Allerdings verbieten die Nutzungsbedingungen von iTunes den Store-Zugriff mit anderer als der von Apple erlaubten Software. "Meine Arbeit ist in meinem Land vollkommen legal", behauptete Johansen in einem E-Mail-Interview gegenüber "Cnet". "Ich weiß aber natürlich, dass nichts Illegales zu tun nicht bedeutet, dass man nicht verfolgt oder angeklagt werden könnte."

Mit juristischer Verfolgung kennt sich Johansen bestens aus. Nachdem er 1999 das Programm "DeCSS" geschrieben hatte, das den Kopierschutz von kommerziellen DVDs aushebelt - DVD Jon wollte sich nicht vorschreiben lassen, dass er legal erworbene Filme nicht auch auf seinem Linux-Rechner anschauen dürfe -, zerrte ihn die US-Filmindustrie vor den Kadi. Nach einem längeren Verfahren wurde er allerdings freigesprochen. (tc)