ITT spaltet sich auf: Aktionaere profitieren von den Spin-offs

03.11.1995

Von Arnd Wolpers*

Nach dem Trend zu Fusionen und Unternehmenskaeufen, der in den 80er Jahren von den USA ausging, schlaegt das Pendel jetzt in die andere Richtung: Konglomerate loesen sich auf. Noch vor dem vergleichbaren Schritt der AT&T Corp. gab die in New York beheimatete ITT Corp. die geplante Aufgliederung des Konzerns in drei getrennte, boersennotierte Gesellschaften bekannt.

Vermeintliche Vorteile einer konzernweiten Risikostreuung lagen der Konglomeratsidee zugrunde. Die Praxis zeigte jedoch, dass es mit den wenigen Beteiligungen in antizyklischen Wirtschaftszweigen nicht gelingen konnte, die Performance-Schwaeche der vom allgemeinen Konjunkturzyklus abhaengigen Konzernbereiche in Zeiten konjunkturellen Gegenwindes aufzufangen. Hinzu kommen die Schwierigkeiten bei Kontrolle und Fuehrung der akquisitorisch gewachsenen Konzerne.

Bis zur Bekanntgabe der Aufteilung hatte die Performance der ITT- Aktie - genauso wie die der AT&T-Aktie - im Vergleich zur Gesamtmarktentwicklung an der Wall Street enttaeuscht. Seitdem der Abschied von der Konglomeratsidee bekannt wurde, haben sich die Kurse beider Aktien besser entwickelt als die Gesamtheit des US- Aktienmarktes.

Mit einem Transaktionsvolumen von 12,4 Milliarden Dollar ist die ITT-Aufgliederung die groesste ihrer Art. Das Unternehmen wird sich in drei Gesellschaften spalten. Die Versicherungsgruppe (voraussichtlicher Umsatz etwa 11,1 Milliarden Dollar) wird als ITT Hartford an der Boerse notieren. Der Unterhaltungs- und Kommunikationsbereich lebt als ITT Corp. weiter (voraussichtlicher Umsatz 4,8 Milliarden Dollar), und in ITT Industries finden sich ITT Automotiv, die ITT Fluid Technology sowie der Bereich Defense & Electronic. Der voraussichtliche Umsatz der ITT Industries duerfte bei 7,6 Milliarden Dollar liegen. Die ITT Semiconductors sowie die ITT Community Develop Corp. sollen veraeussert werden.

Die Fokussierung auf das Stammgeschaeft anstelle der Diversifikationsstrategie wird von den Aktionaeren regelmaessig unterstuetzt. In einer Studie des US-Investment-Bankhauses JP Morgan wird festgestellt, dass die 77 Spin-offs der letzten Jahre in den ersten 18 Monaten nach der Trennung um 20 Prozent besser abschnitten als der US-Aktiendurchschnitt.

Waehrend die Aktionaere sowohl der Konglomerate als auch der neuen abgetrennten Gesellschaften regelmaessig von den Spin-offs profitieren konnten, entstanden fuer die Anleihenglaeubiger (Obligationaere) immer wieder Probleme. Nach der Aufteilung erfahren die Anleihen meistens eine Rating-Rueckstufung mit der Folge eines Kursrueckgangs. Mit einem Kursanstieg von 20 Prozent seit Bekanntgabe des Spin-offs ist die ITT-Aktie derzeit angemessen bewertet.

*Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer die Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.