Messe-Chef Ernst Raue

"ITK ist der Schmierstoff für viele Geschäftsmodelle"

28.02.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Bitkom-Prognose: Cloud-Umsätze wachsen zweistellig

Laut den Prognosen des Branchenverbands wird der deutsche Cloud-Markt in diesem Jahr ein Volumen von 3,5 Milliarden Euro erreichen. Das sind 55 Prozent mehr als 2009. Auch in den kommenden Jahren sollen die Cloud-Geschäfte im deutlich zweistelligen Bereich zulegen. Die Wachstumsraten bewegen sich zwischen 27 und 51 Prozent. 2015 taxieren die Experten das Marktvolumen in Deutschland auf 13 Milliarden Euro, wovon 4,8 Milliarden Euro auf das B2C-Segment und 8,2 Milliarden Euro auf den B2B-Bereich entfallen sollen.

Aber auch die klassischen IT-Märkte können nach Einschätzung Scheers auf gute Geschäfte hoffen. Vor allem der Hardware-Markt boomt, sagt der Bitkom-Präsident. Beispielsweise soll der PC-Umsatz in diesem Jahr um sechs Prozent zulegen. Tablet-PCs, von denen Scheer zufolge 1,5 Millionen Stück 2011 in Deutschland verkauft werden, könnten sich als eigenständige Produktkategorie etablieren. Die Nachfrage nach Software wird in diesem Jahr um 4,5 Prozent anziehen, der Bedarf an IT-Services um 3,5 Prozent. Insgesamt könne der deutsche IT-Markt 2011 damit um 4,3 Prozent auf 68,8 Milliarden Euro wachsen. Die Telekommunikationsgeschäfte legten dagegen vergleichsweise schwach um nur 0,3 Prozent auf 64,3 Milliarden Euro zu.

Fachkräftemangel kostet die Branche Milliarden

Während sich Scheer mit der Marktentwicklung zufrieden äußert, kritisiert er den aus Verbandssicht weiterhin herrschenden Fachkräftemangel. 59 Prozent der Mitgliedsunternehmen gaben an, darunter zu leiden. Der Branche gingen jährlich 2,5 Milliarden Euro an Umsatz wegen dieses Problems verloren, klagten die Bitkom-Vertreter. "In der Bildungs- und Zuwanderungspolitik muss sich sehr viel mehr bewegen", fordert Scheer und prangert mangelnden Technikunterricht in Schulen und hohe Abbrecherquoten im Informatikstudium an. Während der Verband an dieser Stelle mehr Engagement der Politik fordert, ist an anderer Stelle weniger staatlicher Einfluss gewünscht. Gesetzliche Regelungen dürften innovative Angebote nicht verhindern. "Nicht jeder neue Dienst muss mit einem eigenen Gesetz reguliert werden", sagt der Verbandschef und verweist auf Selbstverpflichtungsinitiativen der Branche wie beispielsweise im Rahmen von Geodaten-Diensten. Überhaupt dürfe man die IT-Branche nicht nur auf Diskussionen um Abbildungen von Häuserfassaden im Internet reduzieren, fordert Scheer. "Schließlich hat unsere Technik wie beispielsweise Twitter zuletzt auch einen großen Beitrag für die Freiheitsbewegungen in Nordafrika geliefert."