Bitkom: Gute Geschäfte trotz schlechter Stimmung

ITK-Branche nimmt Fahrt auf

02.07.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Stimmung in der deutschen ITK-Wirtschaft hellt sich weiter auf: Laut Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) rechnen 63 Prozent der ITK-Unternehmen bis Jahresende mit zunehmenden Gesamtumsätzen.

"Es herrscht zwar keine Euphorie, aber die Branche hat zu einem gesunden Selbstvertrauen zurückgefunden", erklärte Bitkom-Präsident Willi Berchtold vor Journalisten in München. Die vorwiegend optimistische Stimmung basiere auf dem erfreulichen Geschäftsverlauf im ersten Quartal. So erzielten gut 70 Prozent der Mitglieder steigende oder stabile Inlandsumsätze, bei den Auslandseinnahmen lag die Quote sogar über 80 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen bekräftigte der Verband seine Frühjahrsprognose, wonach der Umsatz 2004 um 2,5 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro steigen soll. Der Zuwachs der Branche läge damit deutlich über dem voraussichtlichen gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 1,5 Prozent. Mittelfristig erwartet der Bitkom sogar ein doppelt so schnelles Wachstum wie in der Gesamtwirtschaft. "Die ITK-Branche nimmt wieder Fahrt auf und gibt der weiterhin schwachen Gesamtkonjunktur positive Impulse", so Berchtold.

Wachstumstreiber sind laut Bitkom vor allem TK-Dienste und digitale Unterhaltungselektronik. Aber auch in den Bereichen Software und IT-Dienstleistungen gehe es aufwärts, jeweils zwei Drittel der Anbieter rechneten für 2004 mit einem Umsatzplus. Selbst der zuletzt kriselnde Hardwaresektor habe die Wende geschafft. Vor allem durch den wachsenden Auslandsumsatz rechneten hier knapp 60 Prozent der Anbieter mit steigenden Gesamteinnahmen, sagte Berchtold. Anders als im Rest der ITK-Branche könne im Hardwaresektor der Stellenabbau noch nicht ganz gestoppt werden. In den Segmenten Mobilfunk und Neue Medien berichte die Mehrzahl der Firmen hingegen sogar wieder von steigenden Mitarbeiterzahlen. Diese Entwicklung werde zunehmend andere ITK-Bereiche erfassen, prognostizierte Berchtold.

Laut Bitkom sehen inzwischen fast zwei Drittel der Unternehmen in der Politik die größte Wachstums- und Entwicklungsbremse. "Der unklare politische Kurs und auch die Zweifel am Erfolg der Reformbemühungen verärgern und verunsichern zunehmend Bürger und Unternehmen", sagte Berchtold. Dies spiegle sich auch in der schwachen Binnennachfrage. Solange die Bundesbürger überwiegend zweifelten, werde sich Deutschland nur mit schleifender Handbremse voranbewegen, warnte der Bitkom-Präsident. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Zukunft des Landes nicht in der Konkurrenz mit Billiglohnstandorten in Osteuropa oder Asien liegen könne. Daher müssten Innovation und technischer Vorsprung gehalten und verbessert werden. Berchtold, im Hauptberuf Geschäftsführer des Banknoten- und Chipkartenherstellers Giesecke & Devrient, appellierte erneut an die Bundesregierung, die elektronische Gesundheitskarte wie geplant und ohne Verzögerungen einzuführen. (mb)

Abb: ITK-Umsätze in Deutschland 1998 - 2005

Der Trend geht nach oben: Der Branchenverband Bitkom rechnet für dieses und kommendes Jahr mit Zuwächsen. Quelle: Bitkom