IT als Parameter in der Kreditvergabe
Viele Unternehmen sind sich jedoch nicht darüber im Klaren, dass sie mit ihrer IT-Strategie unter Umständen auf das Kredit-Rating Einfluss nehmen können. Verbessert eine IT-Abteilung beispielsweise durch ein geschicktes Outsourcing das Kredit-Rating des Unternehmens, und ist der Darlehensbetrag groß genug, liegen die Einsparungen durch bessere Kreditzinsen unter Umständen höher als die direkt aus dem Outsourcing resultierende Kostenreduktion. Ein interessanter Ansatz, der bislang zu wenig oder gar keine Beachtung findet - und durchaus ein Grund mehr, bestehende oder potenzielle Outsourcing-Vorhaben genau unter die Lupe zu nehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Unternehmen mit den erzielten Verbesserungen von sich aus auf die Kreditinstitute zugehen.
Wie Outsourcing das Kredit-Rating beeinflusst
Beim klassischen Outsourcing übergibt ein Unternehmen Hardware und Software an einen externen Dienstleister. Das Anlagevermögen wird dadurch kleiner (oder nimmt bei Neubeschaffung nicht zu). Durch das geringere Anlagevermögen verkürzt sich die Bilanz, und die Eigenkapitalquote steigt. Dies wiederum zieht eine positive Bewertung nach sich. Wer außerdem Geräte zum üblicherweise über dem Buchwert liegenden Marktwert abgibt, nimmt darüber hinaus einen außerordentlichen Ertrag mit und verbessert so schlagartig die Liquidität. In Zeiten knapper Kassen kein schlechter Ansatz. Volle Auftragsbücher allein helfen nämlich wenig, wenn die erforderlichen Produktionsmittel aufgrund fehlenden Kapitals nicht zur Verfügung gestellt werden können.
- Reinhard Eschbach, Thomas Cook: Transparenz ist das A und O
„Jeder Dienstleister ist nur so gut, wie ihn der Auftraggeber steuert. Outsourcing darf keine Black Box sein: Ich will verstehen, was der Provider macht, und kontrollieren, ob dies in Einklang mit meinen Zielen steht. Die Transparenz der Kosten – sowohl meiner eigenen als auch derjenigen des Providers – halte ich für wichtig. Eine Open- Book-Policy schafft nicht nur Vertrauen, sie ist auch effizienter, weil beide Seiten wissen, welche Hebel sie ansetzen können.“ - Ralf Stalinski, Cognis: Akzeptanz beim User schaffen
„Wer auslagert, sollte im Vorfeld eine Art Inventur machen, um einen Überblick darüber zu haben, welche Services in den einzelnen Ländern erbracht werden. Erschwert wird Outsourcing vor allem durch die Kluft zwischen der User-Akzeptanz und der Erwartung des Managements. Es ist ja kein Geheimnis, dass Endanwender eine Standardisierung zunächst als Einschränkung empfinden. Hier ist die interne Kommunikation gefordert, die Belegschaft muss die Vorteile der Maßnahmen nachvollziehen können. “ - Walter Friedl, Vistec: Know-how auf Augenhöhe
„Meine goldene Regel lautet: Auf Kundenseite muss es eine Instanz mit mindestens gleichem Know-how geben wie auf der Provider-Seite. Ich habe dafür einen IT-Service-Delivery-Manager für alle Infrastrukturthemen und eine SAP-Managerin für die Applikationen abgestellt. Beide sind dafür zuständig, dass der eingekaufte Service bei unseren Anwendern verlässlich und in guter Qualität ankommt.“ - Dirk Ostermann, RAG: Prozesse zerschlagen
„Ganz wichtig: Sie müssen Prozesse zerschlagen. Sowohl im Eigenbetrieb als auch bei einer internen Auslagerung in eine Tochtergesellschaft schwingen sich Abläufe und Kommunikationswege zwischen Nutzer und IT ein, die nicht immer effizient sind. Die Lethargie und die Das-habenwir- schon-immer-so-gemacht-Einstellung müssen Sie durchbrechen. In dieser Phase ist Führung durch Kommunikation gefragt, denn für alle Betroffenen ändert sich viel.“ - Carsten Stockmann, Mayflower: Beziehung weiterentwickeln
„Outsourcing ist ein Prozess, den man permanent weiterentwickeln sollte. Das Mühsame und Qualvolle besteht dann darin, die Beziehung so zu gestalten, dass sie auch tatsächlich Vorteile bringt. Das heißt, es geht nicht mehr um die Technik – die hat man ja ausgelagert –, sondern darum, Verbesserungen auf der Geschäftsprozess-Ebene zu erreichen.“ - Udo Haarhaus, Dynamit Nobel: Ziele müssen klar sein
„Man muss sich als Auftraggeber über seine Outsourcing-Ziele im Klaren sein. Der Anbieter will das Projekt natürlich unbedingt an Land ziehen. Der Anwender will in der Regel seine Kosten senken. Da herrscht auf beiden Seiten eine gewisse Gier. Aber wenn der Auftraggeber nicht exakt hinterfragt, wie und wo sein Provider die Einsparungen erzielen will, gehen die Partner leicht von unterschiedlichen Annahmen aus.“ - Martin Limpert, Preh GmbH: Hoheit über Prozesswissen sichern
„Die wichtigste Motivation für unsere Outsourcing- Aktivitäten war die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen. Hohe Anforderungen etwa an die 7x24- Stunden-Verfügbarkeit der SAP-Systeme können wir intern nicht gewährleisten. Damit wir den reibungslosen IT-Betrieb für unsere Fachabteilungen sicherstellen können, haben wir die Hoheit über das Prozesswissen und das SAP-Wissen im Hause behalten.“
Geringere Betriebsausgaben als Plus verbuchen
Bei größeren Outsourcing-Projekten wechseln außer dem Anlagevermögen bisweilen auch Mitarbeiter ihre Betriebszugehörigkeit und bringen ihr Spezialwissen künftig direkt beim Dienstleistungspartner ein. Mit einem solchen Schritt sind natürlich ebenfalls sinkende Betriebsausgaben verbunden, die sich im Idealfall mit den neuen, durch das Outsourcing entstehenden Betriebsausgaben aufwiegen. So können die Einsparungen im Anlagevermögen ganz auf der Habenseite verbucht werden.
Kein Tafelsilber und Know-how verhökern
Doch Vorsicht: Jedes Outsourcing-Projekt hat auch eine Kehrseite: Wer hemmungslos sein Tafelsilber veräußert und die erzielten Einnahmen gleich wieder ausgibt, schmälert Substanz und Wert des Unternehmens. Das sehen Banken eher kritisch. Kontraproduktiv ist es auch, mit der Beauftragung eines externen Dienstleisters wichtiges Know-how des Unternehmens preiszugeben. Hier ist gesundes Augenmaß gefragt, will man nicht alles auf dem Altar der kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung opfern. Ein einfaches Beispiel kann dies verdeutlichen: Wer das Application-Management auslagert, dann aber jede Auswertung erst kostenpflichtig programmieren lassen muss, verschwendet Zeit und Geld. In einem solchen Fall wäre es sinnvoller, die Anwendungsentwicklung im Unternehmen zu belassen.