Anbieter in den Startlöchern

IT und TK werden mit Next Generation Networks eins

09.09.2008
Von Alexander Galdy

Fragmentierung gefährdet Interoperabilität

Die vermehrte Schaffung von IMS-Plus-Plattformen könnte in Zukunft zur Fragmentierung des Standards führen, befürchtet Funk: "Die Interoperabilität zwischen einzelnen Netzbetreibern wäre dann nicht mehr hundertprozentig gewährt."

Für Dan Bieler von IDC ist der laufende Migrationsprozess revolutionär, da "die Welten von IT und TK beginnen, wirklich zusammenzuwachsen."
Für Dan Bieler von IDC ist der laufende Migrationsprozess revolutionär, da "die Welten von IT und TK beginnen, wirklich zusammenzuwachsen."
Foto: IDC Central Europe GmbH

"Kein CTO und CIO von Telekommunikations-Anbietern zweifelt daran, dass sich die Zeiten von Time Division Multiplexing ihrem Ende zuneigen“, sagt IDC-Analyst Dan Bieler. In allen OECD-Ländern und auch in vielen Wachstumsmärkten sind die TK-Anbieter damit beschäftigt, ihre Netzwerkinfrastruktur auf NGN-Infrastruktur umzurüsten.

Durch den steigenden Kostendruck einerseits und dem Preisverfall bei Sprachdiensten andererseits sind Dienstleister und Netzwerkbetreiber gezwungen, neue Ansätze zu suchen. Ziel ist ein wirtschaftliches und effizientes Angebot von Telekommunikationsdiensten und Betrieb von Netzen.

Laut IDC sind deshalb auch zu erwartende Einsparungen zwischen 30 und 50 Prozent bei den Netzwerkkosten Haupttreiber für die Migration auf NGN - aufgeteilt auf etwa 70 Prozent Investitionen und 30 Prozent Betriebskosten. Der Marktforscher prognostiziert, dass sich der Quotient von Infrastrukturinvestitionen zum Spartenumsatz von etwa 13 bis 14 Prozent innerhalb der kommenden fünf bis sechs Jahre auf zwischen sieben und acht Prozent reduzieren wird. "Natürlich bedarf es Vorabinvestitionen, die den Quotienten mittelfristig nach oben treiben", relativiert Bieler die Vorhersage.

Dieser Migrations-Prozess ist aber nicht wegen des Kosteneinsparungspotenzials von fundamentaler Bedeutung, meint Bieler: "Er ist revolutionär, da im Kern dieser Migration die Welten von IT und TK beginnen, wirklich zusammenzuwachsen." TK-Anwendungen werden von NGNs genauso als IP-Applikationen behandelt wie IT-Applikationen. Die Folgen für TK-Anbieter sind weitreichend.

Kunden-orientiert statt Technik-bezogen

Zum einen bieten NGNs Anbietern die Chance, sich Endkunden-orientiert und nicht mehr rein Technik-bezogen zu positionieren. Das heißt, Carrier sind in einer besseren Position, sich auf Konsumenten und Geschäftskunden, anstatt rein auf Festnetz und Mobilfunk auszurichten.

Andererseits laufen TK-Anbieter, so die Befürchtung von IDC, ernsthaft Gefahr, die Folgen von NGN zu unterschätzen. Wer so handelt, muss sich nicht wundern, wenn die eigene Position im Markt an IT-Anbieter verloren geht. Denn Migration zu den neuen Netzen bedeutet nicht nur die Erneuerung einer physikalischen Netzwerkinfrastruktur. "NGNs werden grundlegend die Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse der Anbieter und Anwender von ITK-Dienstleistungen verändern", prognostiziert IDC-Analyst Bieler.