IT-Kompass 2014

IT und Fachbereiche nähern sich an

01.09.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die Trendstudie "IT-Kompass 2014" zeigt vor allem eines: Die Notwendigkeiten der Digitalisierung führen IT und Fachbereiche enger zusammen.

Die vergangenen zehn Jahre waren für viele IT-Bereiche und deren Leiter ein Wechselbad der Gefühle: Auf der einen Seite standen Budgetkürzung, hierarchische Herabstufung und Alleingänge der Fachbereiche. Auf der anderen Seite wurde sich das Topmanagement zunehmend bewusst, wie wichtig die IT für den Geschäftserfolg ist.

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Diesen Trend spiegelt auch der jüngste "IT-Kompass" wider, für den COMPUTERWOCHE, IDG Marktforschung und IDC in diesem Jahr zum vierten Mal Führungskräfte zu ihren Einschätzungen der IT befragten. Die Teilnehmergruppe an dieser umfassendsten Anwenderbefragung Deutschland weist erstmals einen hohen Anteil an Fachbereichs-Managern auf.

Die grundlegenden Herausforderungen

Das wichtigste Thema sowohl für IT- als auch für Business-Verantwortliche ist das Bemühen um mehr Kundenzufriedenheit und -bindung. Auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (unwichtig) erhielt es den Durchschnittswert 1,6. Auch in den drei vorangegangenen Umfragen war dies stets das wichtigste Thema.

Die Gewinnung von Neukunden wurde in den vergangenen Jahren nicht abgefragt. Doch für die Entscheidungsträger ist sie hochrelevant (Durchschnittswert 2.0). Ebenfalls zum ersten Mal stand die Optimierung der Geschäftsprozesse zur Auswahl. Diese Aufgabe wird von den IT-Chefs und Business-Entscheidern als sehr wichtig erachtet; die durchschnittliche Beurteilung liegt bei 1,9. Das passt laut IDC-Analystin Sabrina Stadler ins Bild: "Die Unternehmen arbeiten daran, ihre Prozesse zu optimieren, um Kosten zu sparen, die Qualität zu verbessern und die Effizienz zu erhöhen."

Die Befragten beschäftigen sich auch intensiv mit betriebswirtschaftlichen Themen wie dem Erreichen unternehmensspezifischer Wachstums- und Gewinnziele sowie dem steigenden Wettbewerbsdruck. Wie in den Vorjahren beurteilen sie diese Business-Ziele mit Werten zwischen 1,9 und 2,2.

Der Fachkräftemangel lässt die Führungskräfte immer schlechter schlafen. Die Relevanz des Themas wird mit 2,1 bewertet.

Von zunehmender Bedeutung ist aus Sicht der Entscheider das Erschließen neuer Märkte und Geschäftsfelder (2,4). Auf den Plätzen folgen der Strukturwandel in der jeweiligen Branche (im Durchschnitt 2,5), die steigenden Rohstoff- und Energiekosten (ebenfalls 2,5) sowie die zunehmende Regulierung (2,6), die einige Branchen sicher stark, andere kaum betrifft.

Wie Stadler herausstellt, wird keine der abgefragten Herausforderungen mit einem Wert unter 2,6 beurteilt. "Das bedeutet, dass sich die Unternehmen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen konfrontiert sehen, von denen keine einzige vernachlässigt werden kann", schlussfolgert die Analystin.

Die strategische Ausrichtung der IT

Immer wieder spannend ist die Frage, an wen der IT-Verantwortliche eigentlich berichtet. Die Zahl derjenigen, die direkt der Geschäftsführung oder dem Unternehmensvorstand unterstellt sind, ist gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozentpunkte gestiegen. Sie liegt der Studie zufolge nun bei 71 Prozent. "Das spricht für eine wachsende Bedeutung der IT in den Unternehmen", so IDC-Analyst Mark Schulte.

An den Finanzvorstand berichten 22 Prozent der IT-Verantwortlichen. Zwei Prozent der befragten Chefinformatiker sind an eine Fachabteilung angegliedert. Das macht Hoffnung auf eine Umkehr des fatalen Trends der vergangenen Jahre, wonach immer mehr CIOs dem CFO unterstellt wurden. Fatal deshalb, weil hier meist die Kosten und nicht der Wertbeitrag der IT im Vordergrund stehen.

"Aus IDC-Sicht wird die IT-Organisation dennoch zu häufig als Kostenfaktor und zu selten als Innovationstreiber in Unternehmen gesehen", merkt Schulte an. Das sei "mitunter" verständlich, denn die Kernkompetenzen lägen in den Betrieben häufig an anderer Stelle. Dennoch sollten die Unternehmen von der IT eine stärkere Unterstützung bei der Verbesserung von Geschäftsabläufen einfordern und sie stärker in die Innovationsprozesse integrieren.

Auf die Fragen nach der Rolle des IT-Einsatzes in der strategischen Unternehmensplanung entschied sich ein Viertel der Befragten für die Antwort: "Die IT ist Kernbestandteil der Unternehmensstrategie." Das bedeutet eine deutliche Steigerung gegenüber dem "IT Kompass 2013", als nur 18 Prozent dieser Aussage zustimmten. 21 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten: "Die IT-Abteilung ist in der Geschäftsführung vertreten und gestaltet die Unternehmensstrategie aktiv mit." Das heißt, dort wird die IT in alle Strategie-Meetings einbezogen.

In 40 Prozent der Unternehmen ist die IT zumindest in situationsbedingten Einzelfällen "explizit" in die Unternehmensplanung eingebunden. Schulte zufolge wird hier jeweils geprüft, ob die IT von dem strategischen Vorhaben berührt wird. 14 Prozent der Teilnehmer äußerten die Ansicht: "In der strategischen Planung unseres Unternehmens spielen Fragen der IT eine untergeordnete Rolle."

IDC empfiehlt allen Unternehmen, die IT-Verantwortlichen bei strategischen Themen "stets" ins Boot zu holen. "Nicht selten übersehen Geschäftsleiter den möglichen Wertbeitrag der IT für neue Geschäftsvorhaben", begründet Schulte die Empfehlung. Zudem ließen sich durch direkte Einbindung der IT negative Überraschungen, beispielsweise unerwartete Folgekosten, vermeiden. Darüber hinaus trage die Einbindung von IT-Verantwortlichen in wichtige Entscheidungsprozesse auch dazu bei, das Potenzial der Informationstechnik besser zu erschließen, ergänzt der Analyst.Nach wie vor äußerten viele Umfrageteilnehmer, genauer gesagt: 84 Prozent, die Ansicht, die IT nutze ihre Möglichkeiten nicht in ausreichendem Maße.

Elf Prozent der Befragten monieren: "Viele Potenziale liegen ungenutzt brach." Immerhin sind das weniger als in den Jahren zuvor, als zwischen 14 und 17 Prozent dieser Ansicht waren. Außerdem ist der Anteil derjenigen, die die Potenziale für "weitgehend ausgeschöpft" halten, mit 16 Prozent so hoch wie noch nie in der vierjährigen Geschichte des "IT-Kompass".

IDC bricht eine Lanze für den CIO auf Geschäftsführungs- oder Vorstandsebene. "Diese Ernennung trägt aus unserer Sicht dazu bei, brachliegendes Potenzial besser zu erschließen", argumentiert Schulte. Gleichzeitig müsse die IT-Abteilung dem Management aber verdeutlichen, wozu sie fähig ist, beispielsweise durch aussagekräftige Kennzahlen.