IT-Töchter: Unsichere Gehversuche im Markt

20.01.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die oftmals mit ehrgeizigen Plänen gestarteten IT-Ausgründungen sind nahezu komplett an dem Ziel gescheitert, am Drittmarkt erwähnenswerte Erfolge zu verzeichnen. Sie haben aber die eigene Professionalisierung, Preisfindung und Servicequalität verbessert.

Die Stimmung bei vielen IT-Ausgründungen ist gekippt. Vor einem oder zwei Jahren noch starteten zahlreiche IT GmbHs mit dem Anspruch, substanzielle Einnahmen außerhalb des Konzernumfelds zu erzielen. Geschafft hat es kaum ein Unternehmen. „Sie müssen sehr lange suchen, um eine IT-Tochter zu finden, die einen echten externen Umsatzanteil von mehr als 30 Prozent aufweisen kann“, weiß Holger Neinhaus, Senior Consultant bei der SMP AG in Düsseldorf. „Externes Geschäft ist da“, pflichtet ihm Andreas Rüter, Vice President bei Booz Allen Hamilton in München, bei. „Wenn Sie aber genau hinschauen, kommt es von Töchtern aus dem Konzernumfeld oder von Zulieferern. Die als extern deklarierten Einnahmen

sind selten aktiv und systematisch akquiriert worden.“

Gescheitert - wenn man es so nennen darf - sind die Ausgründungen an den viel zu hohen Erwartungen im Drittmarkt. Angesichts der damals noch hohen Margen im IT-Geschäft und der einstigen Erfolge der IT-Beratungshäuser, gab man sich der Hoffnung auf ebensolche Gewinnspannen hin. „Es wurden Geschäftspläne geschrieben und der Holding präsentiert. Das Management wunderte sich über die IT-Abteilung, die ansonsten nur Kosten verursachte und die sich nun selbst finanzieren und auch noch Gewinn erwirtschaften wollte“, schildert Neinhaus die Situation. Üblicherweise wollte man mit überschüssiger Rechenzentrums-Kapazität an den Markt gehen („Wir sind die sichersten“), mit SAP-Dienstleistungen („Wir haben die Einführung im Konzern betrieben, also können wir das auch für andere“) und eigenen für den Mutterkonzern entwickelten Produkten reüssieren. Besonders in der Versicherungs- und Bankenbranche wurde

viel investiert, um derartige Lösungen am Markt zu positionieren, ein Erfolg hat sich selten eingestellt.

Angeklickt Den einst oftmals formulierten Anspruch, als Komplettanbieter im externen Markt zu reüssieren, haben die meisten IT-Ausgründungen aufgegeben. Gescheitert sind sie dennoch nicht, denn im Bemühen um externe Kundschaft haben sie ihre eigenen Strukturen verändert, Bewusstsein für die eigenen Stärken geschaffen sowie Effizienz, Leistungsfähigkeit und Servicequalität verbessert. Eine Konkurrenz für etablierte IT-Dienstleister sind die allerwenigsten IT GmbHs. Sie versperren den Service-Providern aber den Weg zu lukrativen Kundengruppen.