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IT-System Poliks lässt Berliner Polizei im Stich

11.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Berliner Polizei kämpft mit den Tücken ihres neuen Computersystems "Poliks". Das offiziell am 1. April eingeführte System offenbarte bereits in den ersten Tagen schwere Mängel. So könnten die Beamten Abfragen und Anzeigen nur mit großen Verzögerungen eingeben. Die Bearbeitung einer Unfallflucht dauere beispielsweise über zwei Stunden, klagten Polizeivertreter. Über die genauen Ursachen der Probleme liegen bislang keine Informationen vor.

Berlins Ordnungshüter könnten künftig schneller arbeiten, hatte Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch zur Einführung von Poliks noch versprochen. Politiker wie der Innensenator Ehrhart Körting priesen das System gar als Meilenstein. Als Generalunternehmer war der IT-Dienstleister Gedas mit der Einführung des "Polizeilichen Landessystems zur Information, Kommunikation und Sachbearbeitung" betraut. Gekostet hat Poliks rund 73 Millionen Euro. Mehr als 20 Experten programmierten das System in den vergangenen fünf Jahren, um das seit über 20 Jahren genutzte "Informationssystem Verbrechensbekämpfung" (ISVB) abzulösen. Die Berliner Polizei erhielt 9000 PCs und Notebooks, die rund 1000 Host-Terminals und 4000 Schreibmaschinen ersetzten. Der Client läuft unter Windows und arbeitet mit Bürosoftware von Microsoft zusammen.

Angesichts der aktuellen Schwierigkeiten dürften sich viele Beamte wehmütig an ihre Schreibmaschine erinnern. Die Geduld der Mitarbeiter werde in besonderem Maß auf die Probe gestellt, hieß es in einer Mitteilung der Polizeipressestelle. Nur durch das hohe persönliche Engagement sei die Kriminalitätsbekämpfung nach wie vor im erforderlichen Umfang gewährleistet. Derzeit arbeiteten die IT-Experten mit Hochdruck daran, das System zu stabilisieren und die Fehler zu beheben.

Es sei viel Geld geflossen ohne sichtbare Ergebnisse, beklagte indessen Volker Ratzmann, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Die Verantwortlichen hätten es abgelehnt, ein funktionierendes System aus einem anderen Bundesland zu übernehmen. Stattdessen sei in Großmannssucht ein eigenes System entwickelt worden. (ba)