Das große Gründer-Roundtable

IT-Startup-Wüste Deutschland?

22.06.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

4. Das passende Ökosystem gestalten

Martin Hubschneider, CAS: "Es ist einfacher, in einem Netzwerk zu starten, als alleine und isoliert."
Martin Hubschneider, CAS: "Es ist einfacher, in einem Netzwerk zu starten, als alleine und isoliert."
Foto: Joachim Wendler

Unterschiedliche Meinungen vertraten die Teilnehmer zu der Frage, in welchem Umfeld Startups am besten gedeihen könnten. Aus Sicht von Martin Hubschneider, Gründer und Vorstandsvorsitzender der CAS Software AG, ließen sich beispielsweise durch Hightech-Cluster gute Rahmenbedingungen für die angehenden Jungunternehmer schaffen. "Es ist einfacher, in einem Netzwerk zu starten, als alleine und isoliert." Der Manager verweist auf die Erfolge im Cluster Karlsruhe und rechnet damit, dass sich die Idee durchsetzen und weiter ausbreiten wird. Nach Einschätzung von Netviewer-Vorstand Jörg Mayer hängt Erfolg oder Misserfolg solcher Cluster jedoch stark von den Persönlichkeiten ab, die so ein Netzwerk knüpfen. Gelinge es auch an anderen Standorten, die richtigen Leute zusammenzubringen, lasse sich die Cluster-Idee prinzipiell überall realisieren.

Andere Experten sind indes skeptisch. Martin von Helpline sieht die Gefahr, dass sich Cluster-Regionen zu "Closed Shops" entwickeln, die von externen Gründern gemieden würden. Damit gingen den Netzwerken wichtige Impulse von außen verloren. "Das Cluster ist für mich nicht das Allheilmittel für eine bessere Gründungslandschaft", schränkt auch Realtech-Manager Caspary ein. Zwar gingen die Netzwerker mit einem durchaus richtigen Sozialisierungsgedanken an das Thema Gründerförderung heran. Der Fokus, hauptsächlich die Kosten beispielsweise durch das Sharing von IT-Equipment niedrig zu halten, verfehle aber seinen Zweck. "Wir müssen weg von der Kostendebatte", fordert Caspary. Der Ertrag müsse stärker im Vordergrund stehen. "Dieser verbessert sich nicht durch Kosten-, sondern durch Umsatzoptimierung."

Acht Thesen zum deutschen Startup-Umfeld

Stefan Ried, Analyst von Forrester Research, hat im Vorfeld des Roundtable acht Thesen aufgestellt, die sich wie ein roter Faden durch die Diskussion ziehen sollten:

  1. Deutsche sind Tüftler, aber keine Firmengründer.

  2. Die Bürokratie dient oft Vorwand, nicht zu gründen, wäre aber kein Hindernis.

  3. Absolventen fehlt die Risikobereitschaft.

  4. Es gibt in Deutschland mehr Erfinder als in den USA.

  5. Deutschland hat das Prinzip der Risikofinanzierung nicht verstanden.

  6. Vor dem Dotcom-Crash waren europäische Firmen internationaler orientiert als US-Hersteller.

  7. Produktfirmen lassen sich immer noch teuer verkaufen.

  8. In Deutschland bilden sich zu wenig Innovations-Cluster.