IT-Standort München weiter im Aufwind

04.11.2004
Von in Ingrid

Jürgen Herget: "Mir kommt  es auf angewandte Intelligenz an und weniger auf Titel."

Foto: Joachim Wendler

Auch für Wirtschaftsförderungs-Referatsleiter Kapp sind solche Nachrichten nicht neu: "Standardprogrammierung wird immer mehr abwandern. Innovationen und Bildung sind deshalb für uns entscheidend." Hier sieht Kapp einen klaren Standortvorteil gegenüber Regionen wie Bangalore oder Shanghai. In der Studie gaben drei Viertel aller Unternehmen an, mit dem Angebot an qualifizierten Mitarbeitern zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Auch die Kontaktmöglichkeiten zu den Hochschulen und Forschungseinrichtungen sprechen mit 83 Prozent zufriedenen oder sehr zufriedenen Firmen eine deutliche Sprache für den Standort. Kapp sieht "München als Stadt des Wissens".

Doch Manfred Cerwenka vom Münchner Softwarehaus Fast gibt zu bedenken, dass in vielen osteuropäischen Ländern gut ausgebildete und technikbegeisterte Experten gerade in der Entwicklung neuer Produkte vorne mitmischen. Um hier selbst Kontakte knüpfen zu können, kooperiert das Softwarehaus mit der bayerischen Staatsregierung. "Unser Projekt hat zum Ziel, den Standort Bayern zu stärken und Kooperationen zwischen bayerischen und osteuropäischen Firmen zu vertiefen", erläutert Cerwenka. Dazu gehören ein intensiver Austausch und Delegationsreisen mittelständischer Unternehmen nach Osteuropa, um Geschäftsbeziehungen zu ermöglichen. Allerdings räumt Cerwenka ein: "Es wäre vermessen zu sagen, wir verlieren keine Arbeitsplätze."

Accenture betreibt seit rund zehn Jahren Offshore-Zentren. "Wir können unseren Kunden attraktive Modelle durch die günstigen Entwicklungspreise in Indien bieten", erläutert Kai Rehnelt die Vorteile der Strategie. Auch für das Softwarehaus sd&m waren wettbewerbsfähige Preise eine wichtige Motivation, in Wroclaw im benachbarten Polen eine Niederlassung zu gründen. Kulturelle und räumliche Nähe seien Argumente für den neuen Standort gewesen. Der momentane Kostenvorteil werde allerdings in den kommenden zehn Jahren verschwinden, glaubt sd&m-Vorstandsmitglied Dirk Taubner. Doch an der Qualität wolle man keine Abstriche machen: "Die 30 Kollegen aus Polen kamen für sechs bis zwölf Monate zur Ausbildung nach Deutschland." Momentan denke man zwar über eine Niederlassung in Indien nach, konkrete Pläne gebe es jedoch noch nicht.