Becon Akademie qualifiziert ältere Experten

IT-Spezialisten über 50 scheitern oft an Vorbehalten

16.06.2000
Trotz des Mangels an IT-Spezialisten sind DV-Fachkräfte über 50 Jahre schwer vermittelbar. Die Becon Akademie, Nürnberg, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Angehörige dieser Gruppe weiterzuqualifizieren und zu vermitteln.Von Jürgen Hugger*

Ältere IT-Spezialisten besitzen eine umfassende Qualifikation. Manchmal wird ihnen jedoch die soziale Kompetenz abgesprochen, die notwendig ist, um Erfahrungen in einem Team einzubringen. Norbert Möller, der beim Becon Know-how-Pool in München IT-Experten für Projekte vermittelt, weiß davon ein Lied zu singen. Erst kürzlich empfahl er einen SAP-Berater, der mit über 30 Jahren IT-Erfahrung für die Projektanfrage die ideale Besetzung gewesen wäre. "Er ließ sich nicht in das Unternehmen integrieren, weil das Projektteam Vorbehalte wegen seines Alters hatte", so Möller. Viele Betriebe wagen daher erst gar nicht den Versuch, Fachkräfte jenseits der 40 einzustellen.

Auch Stefan Sartor, Leiter Informationstechnologie bei der Fränkischen Überlandwerke AG, setzt auf junge Nachwuchstalente: "Am liebsten stellen wir frisch gebackene Fachhochschulabsolventen ein. Die sind flexibel und nach einer sechsmonatigen Einarbeitungszeit voll einsetzbar. Bei älteren Spezialisten scheitern die Einstellungsverhandlungen bereits an den Gehaltsvorstellungen." Dass diese Vorbehalte oft unbegründet sind, will die Becon Akademie zeigen.

In den Umschulungen für Fachinformatiker sind die Teilnehmer in der Regel zwischen 22 und 50 Jahre alt. Rainer Schnöring, Leiter der Akademie, plant gemeinsam mit dem Arbeitsamt Regensburg eine Weiterbildung, die sogar zu über der Hälfte aus Teilnehmern bestehen soll, die 50 Jahre und älter sind: "Wir wollen beweisen, dass Teilnehmer über 50 vermittelbar sind, wenn sie die richtigen Schlüsselqualifikationen aufweisen."

Laut den aktuellen Arbeitslosenzahlen des Arbeitsamts Nürnberg waren Anfang April über die Hälfte der hier gemeldeten IT-Fachkräfte über 50 Jahre alt, ein gutes Drittel von ihnen hatte seit über einem Jahr keine Anstellung mehr. Peter Wülk, Direktor des Arbeitsamts Nürnberg, hat große Schwierigkeiten, diese Gruppe wieder dem Arbeitsmarkt zuzuführen: "Die Wiedereingliederung Arbeitsloser in diesem Bereich erschweren in vielen Fällen Altersgründe oder die Dauer der Arbeitslosigkeit." Immerhin trägt die Einrichtung einer Hotline, bei der Unternehmen ihren Bedarf an IT-Fachkräften beim Arbeitsamt melden können, erste Früchte. Über 100 Stellenangebote notierte das Arbeitsamt bis Ende März. Wie die offenen Stellen besetzt werden sollen, bleibt indes unklar.

*Jürgen Hugger ist freier Journalist in Montabaur.