Kolumne

"IT spart keine Kosten"

07.05.1999

Es gibt verschiedene Arten, mit Enttäuschung fertig zu werden. Entweder versucht man, das Ziel mit völlig anderen Mitteln zu erreichen, gibt demjenigen, der einen hat hängenlassen, eine weitere Chance, oder man wendet sich ganz von der Sache ab.

Bei einem löcherigen Regenschirm liegt die Strategie auf der Hand: Der alte wird durch einen neuen ersetzt, der den Träger beim nächsten Wolkenbruch hoffentlich trocken hält. Topmanager, die mit der IT hinsichtlich Kostenersparnis, Beitrag zum Geschäftserfolg und zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen unzufrieden sind, können allerdings so nicht handeln. Zum einen ist in den Aufbau der existierenden DV eine Menge Geld und Zeit investiert worden, und zum anderen würden die meisten Unternehmen ohne Informationstechnik nicht überleben.

Die Abteilung Informationssysteme der London School of Economics hat jetzt in einer weltweiten Befragung von Chief Executive Officers (siehe Seite 1) aufgedeckt, welch eine verblüffende Strategie CEOs anwenden, um mit ihrem IT-Frust zu Rande zu kommen: Trotz großer Enttäuschung über den bisherigen Beitrag der IT erwarten sie künftig mehr von ihr. Das klingt zunächst paradox, offenbart aber in Zusammenhang mit der neuen Rolle, die viele Unternehmensleiter ihren IT-Chefs gegeben haben, durchaus Sinn.

Dort nämlich, wo der IT-Manager die Unternehmensstrategie mitdefinieren kann und nicht nur möglichst preiswerte IT-Services zur Verfügung stellen soll, haben die DV-Organisationen die Bosse nicht enttäuscht. Das dürfte nicht so sehr an einer Wahrnehmungsverschiebung liegen, sondern eher an der besseren Kommunikation und dem gewachsenen Verständnis zwischen IT- und Topmanagement, das sich durch das Mitspracherecht der IT in solchen Firmen entwickeln kann.

Diese erweiterte Verantwortung setzt allerdings zwei Einsichten in der Chefetage voraus. Erstens kann das IT-Management nur dann einen wichtigen Beitrag leisten, wenn die Informationstechnologie im Unternehmen einen hohen Stellenwert einnimmt. Zweitens trägt die IT zwar ihren Teil zum Geschäftserfolg beider angesichts der neuen Herausforderungen in puncto Time-to-market und Internationalisierung noch größer werden dürfte -, aber sie reduziert die Kosten der von ihr unterstützten Prozesse nicht nennenswert.