IT-Services: Kampf um die erste Liga

15.09.2004
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Bestenfalls durchwachsene Ergebnisse haben viele der mittelgroßen IT-Dienstleister im ersten Halbjahr erzielt. Die im Frühjahr verspürte Belebung der Branche war nicht stark genug, um die Wende zu untermauern. Nun ruht die Hoffnung auf 2005 - und auf dem Aufstieg in die erste Reihe.
Größe ist wichtig, Schnelligkeit auch, beides ist ideal.
Größe ist wichtig, Schnelligkeit auch, beides ist ideal.
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Der Aufbruch im Markt für IT-Services und Beratungsdienste kommt gewiss - wenn auch wahrscheinlich erst 2005. Zwar sind die ersten sechs Monate des Jahres für die mittelgroßen Vertreter der Branche nicht katastrophal gelaufen, aber von einer nachhaltigen Verbesserung kann keine Rede sein. So schrumpfte der Umsatz von Logica CMG um fünf Prozent, EDS hat Massenentlassungen angekündigt, Siemens Business Services (SBS) verlor im jüngsten Quartal rund elf Prozent der Einnahmen, und Atos Origin sowie Capgemini kämpfen mit stagnierenden organischen Umsätzen. Allerdings sehen die Unternehmen Zeichen der Belebung - etwas anderes bleibt ihnen auch kaum noch übrig.

Das schwächste Halbjahresergebnis lieferte Capgemini ab, wobei die Gewinnprognosen der Finanzanalysten deutlich verfehlt wurden. Die Reaktion fiel harsch aus: Die Agentur Standard & Poor''s senkte ihr Langfrist-Rating, Analysten reduzierten die Kurserwartungen, und die Capgemini-Aktie fiel in Paris um rund zwölf Prozent auf ihr 52-Wochen-Tief. Nach mehreren Umsatz- und Gewinnwarnungen in der Vergangenheit ist es mit der Reputation von Firmenchef Paul Hermelin in der Finanzgemeinde nicht zum Besten bestellt - der jüngste Fehlschlag hat dies noch verstärkt. Immerhin kündigte das Unternehmen an, seinen Finanzchef William Bitan durch Nicolas Dufourcq zu ersetzen. Den eigenen Rücktritt schloss Hermelin Berichten zufolge aus.

Die operativen Probleme von Capgemini sind schnell identifiziert: Das Projektgeschäft läuft weiterhin schwach, einige Altverträge wurden wegen versäumter Fristen teurer als erwartet, neue Outsourcing-Verträge wurden mit viel Geld erkauft, und in den USA ist der Umsatz um über 20 Prozent zurückgegangen. Für den PAC-Berater Tobias Ortwein ist es "erstaunlich, dass Capgemini gerade in den USA erneut so stark eingebrochen ist". Der Markt in Übersee sei bereits zu Beginn des Jahres angesprungen, berichtet der Branchenkenner. Vielleicht gebe es anhaltende Probleme bei der Integration von Ernst & Young, spekuliert Ortwein. In Deutschland habe sich Capgemini im ersten Halbjahr "nicht so schlecht entwickelt wie weltweit". Hier sei das Unternehmen bei IT-Services sogar leicht gewachsen.

Das erste Halbjahr Capgemini

Der Umsatz schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent von 3,02 auf 2,97 Milliarden Euro;

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) belief sich auf minus 20 Millionen Euro; Analysten hatten mit einem Profit zwischen 19 und 55 Millionen Euro kalkuliert;

Der Nettoverlust weitete sich von 90 auf 135 Millionen Euro aus.

Atos Origin

Der Umsatz kletterte dank der Sema-Übernahme verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 72 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro;

Ohne die Einnahmen von Sema schrumpfte der Umsatz um 1,3 Prozent;

Der operative Gewinn stieg um 29 Prozent auf 158 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen;

Das Nettoergebnis drehte aufgrund der Sema-Übernahme von plus 24 Millionen auf minus 22,6 Millionen Euro.