Aachen

IT-Region Aachen: Im Westen viel Neues

04.03.2005
Von Gabriele Müller

"Da ist es eigentlich schon fast selbstverständlich, dass viele Gründungen von jungen Technologiefirmen und Ausgründungen aus der Hochschule stattfinden", weiß Professor Nagl. Nicht nur deshalb nennt sich die Region Technologieregion. So blieben von den 18 000 Beschäftigten im Steinkohlebergbau, die es 1980 im Raum Aachen gab, nur 2700 im Jahr 2002. Dafür gab es nach einer Umfrage der IHK in den vergangenen 20 Jahren 850 neu gegründete Technologiefirmen mit rund 25 000 Beschäftigen. Dass diese Entwicklung weiter anhält, dafür stehen 13 Technologie- und Gründerzentren in der gesamten Region. Allein in den zwei Technologiezentren der Stadt, die von der regionalen Wirtschaftsförderungsagentur Agit betrieben werden, haben sich seit 1984 insgesamt 270 technologieorientierte Unternehmen , davon 168 aus den Hochschulen, gegründet.

Krise beeinflusst IT-Gründer

Dieser Wandel entspringt der Einsicht in Notwendigkeiten. "Als sich in den siebziger Jahren das Ende der Steinkohleförderung in der Region abzeichnete, war eine wirtschaftliche Umstrukturierung zwingend notwendig", sagt Bernd Thomas, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsagentur Agit. So entstand 1984 das erste Technologie- und Gründerzentrum in Westdeutschland, in dem innovative Firmen beraten und unterstützt wurden. Noch heute liegt die Gründerquote für technologieorientierte Unternehmen über dem Landes- und auch über dem Bundesdurchschnitt. "Wir unterstützen jährlich rund 90 Gründungsinteressenten, und die Zahlen sind in den vergangenen Jahren stetig angestiegen", zieht der Agit-Geschäftsführer Bilanz. Dass die tatsächlichen Gründungen, vor allem im IT-Bereich, zurückgegangen sind, führt Thomas auf die Krise der Branche zurück: "Ein Gründer mit einer innovativen Idee, der genügend Zeit in die Vorbereitung steckt, hat immer noch Chancen, Risikokapital zu akquirieren und am Markt zu bestehen."

"Auf allen Technologiegebieten spielt die Informatik eine große Rolle - reine IT-Unternehmen sehr unterschiedlicher Größe gibt es in Aachen rund 2500", weiß Daria Dovern, Geschäftsführerin des regionalen Industrie-Club Informatik Aachen e. V. (Regina). Neben den großen Namen wie Siemens, Ericsson, Mitsubishi oder Philips finden sich unter den mehr als 90 Mitgliedern viele mittelständisch strukturierte Firmen, die typisch für die Region sind. Dabei sind auch Unternehmen, die sich aus kleinen Anfängen zu Weltmarktführern auf ihrem speziellen Gebiet entwickelt haben: etwa Aixtron in der Halbleitertechnologie, DSA bei Prüfsystemen für die Automobilindustrie, Parsytec bei Oberflächeninspektionssystemen und CSB bei der Branchensoftware für die Nahrungsmittelindustrie.

Vor allem treffen sich innerhalb von Regina die beiden Hochschulen, die IHK, die Forschungszentrum Jülich GmbH und die Agit zum Austausch mit den Unternehmen. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Dialog zwischen Wirtschaft sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen der Region noch weiter zu verstärken", erklärt Daria Dovern. Zum Erfahrungsaustausch sollen die regelmäßigen Management-Treffen ebenso beitragen wie die aktuellen Arbeitskreise "Softwaretests", "Einkauf" oder "Projekt-Management".

Alle sollen sich vernetzen

Zusätzlich vermittelt der Verein Diplomarbeiten für Studenten sowie Weiterbildungsangebote für Mitglieder. Dazu kommen eine eigene Stellenbörse und gemeinsame Ausbildungsangebote. "Wir sind stolze darauf, dass inzwischen rund die Hälfte aller Ausbildungsplätze in den IT-Berufen hier in Aachen von Regina-Mitgliedern angeboten wird", so die Geschäftsführerin.

"Initiativen, Kooperationen und Kompetenznetze wie Regina, in denen sich Städte, Wirtschaftsförderer, Hochschulen, Kammern und Unternehmen treffen, gibt es viele in der Region in und um Aachen, denn Vernetzung wird groß geschrieben", zählt Agit-Chef Thomas auf. Ein Beispiel ist "Heartbeat of Business in Europe - Meuse Rhine Triangle". Mit den Partnern in Belgien und den Niederlanden hat die Agit eine Ansiedlungskampagne gestartet, die die Zahl der derzeit rund 600 ausländischen Investoren in der Euregio noch erhöhen soll. Bereits in Betrieb ist der internationale Wirtschafts- und Wissenschaftspark Avantis zwischen Heerlen und Aachen, genau an der Staatsgrenze gelegen.