IT-Freiberufler

IT-Projektmarkt im Wandel: Die fetten Jahre nutzen

23.01.2008
Noch geht es den IT-Freiberuflern rosig. Doch die Anzeichen für einen Klimawechsel in der Wirtschaft häufen sich. Für Selbständige, die sich jetzt für potenziell magere Jahre wappnen können, hat der BVSI vier Tipps.

In den letzten Jahren sah die Projektsituation für Berater sehr gut aus, doch seit einiger Zeit häufen sich die Anzeichen für eine Verschlechterung des Wirtschaftsklimas. IT-Freiberufler sollten über diese Signale nicht hinwegsehen, sondern sich darauf einstellen, dass sich die gegenwärtig ausgezeichnete Wirtschaftslage möglicherweise verdüstert und der IT-Markt dementsprechend bröckelt.

1. Gespenst Offshoring

Seit einigen Jahren werden zunehmend auch anspruchsvolle Projekte in Billiglohnländer vergeben. Das Offshoring von IT-Projekten ist eine Realität, der sich selbständige IT-Berater hierzulande stellen müssen. Vor dem Hintergrund eines zunehmend globalisierten IT-Projektmarktes ist es ratsam, sich die Frage zu stellen: Was habe ich der fachlich vergleichbaren Konkurrenz aus Indien oder Russland voraus? Wer beispielsweise eine Projektmanagement-Qualifizierung vorweisen kann, verfügt über eine gesuchte Unique Selling Proposition (USP). "Ein IT-Experte, der ein Projekt methodisch richtig abwickelt, zur Teambildung im Projekt beiträgt, mit Konfliktsituationen umgehen und eine Risikoanalyse durchführen kann, bringt dem Unternehmen eindeutig einen Mehrwert", sagt Dirk Bisping, Vorstand des BVSI (Berufsverband Selbständige in der Informatik e.V.).

2. Für den Kunden attraktiv bleiben

IT-Freiberufler sollten sich deshalb jetzt in eine möglichst gute Position bringen und ihre Attraktivität für Kunden stärken. "Ich möchte diese Zeit, in der ich exzellent ausgelastet und finanziell gut gesichert bin, insbesondere für meine Qualifizierung nutzen", sagt Oracle-Experte Xenofon Grigoriadis. Auch der BVSI empfiehlt, diese "fetten Jahre" für die eigene Weiterbildung zu nutzen. Dazu zählen Abschlüsse und Zertifizierungen, die nach wie vor beim Kunden sehr gefragt sind.

3. Branchenwechsel kann schwierig werden

Wer das IT-Beratungsfeld komplett wechseln möchte und für viel Geld Schulungen bucht, um sich in ein neues Themengebiet einzuarbeiten, könnte enttäuscht werden. Denn obwohl beispielsweise der SAP-Markt eine Wachstumsbranche ist und Unternehmen oft händeringend SAP-Fachleute suchen, bevorzugen sie eindeutig erfahrenes Personal. Ein IT-Freiberufler, der sich für viel Geld hat ausbilden lassen, aber über keine Erfahrung verfügt, wird wahrscheinlich das Nachsehen haben.

Insbesondere wenn sich der Markt abkühlen sollte und Unternehmen aus Kostengründen die Realisierung neuer IT-Projekte stoppen oder verschieben, werden die Kunden bevorzugt Berater mit langjähriger Erfahrung einstellen. Von einem abrupten Wechsel in ein neues IT-Arbeitsfeld ist also eher abzuraten.

4. Gezielt das eigene Portfolio erweitern

Empfehlenswerter ist es sich genau zu überlegen, wo man steht und um welche Segmente man sein Knowhow erweitern möchte. Hilfreich ist es, den eigenen Skill einmal kritisch zu beleuchten und sich zu fragen: Gehöre ich bei einem möglichen Einbruch des Projektmarktes zu den 50 Prozent hochqualifizierten IT-Fachkräften? Bin ich ein Berater, der sein Fachwissen stets auf dem neuesten Stand hält? Bin ich "nur" ein technischer Profi oder überzeuge ich die Kunden auch mit meiner Teamfähigkeit und meiner Persönlichkeit? Die Empfehlung des Berufsverbandes Selbständige in der Informatik an IT-Freiberufler lautet daher: "Planen Sie Ihre Karriere strategisch und erweitern Sie gerade in diesen guten Zeiten gezielt das eigene Portfolio". (ka)