Rechtliche Fallstricke & Tipps

IT-Outsourcing nach Indien - Das müssen Sie wissen

13.09.2016
Von   
Sascha Thattil ist begeisterter Blogger und Indien-Experte. Als Geschäftsführer von YUHIRO baut er für Agenturen, Softwareunternehmen und IT-Abteilungen, Digital Remote Teams in Indien auf.

Wie ist das mit dem Visum in Indien?

Touristen-Visa sind in Indien wesentlich einfacher zu bekommen als Business-Visa. Entsprechend gehen viele Unternehmer aus Deutschland den einfacheren Weg und beantragen ein Touristen-Visum. Das ist jedoch ein gravierender Fehler.

Es ist immer besser, für Geschäftszwecke auch ein Business-Visum zu beantragen.
Es ist immer besser, für Geschäftszwecke auch ein Business-Visum zu beantragen.
Foto: mushgn - shutterstock.com

Denn wer unerlaubt zu geschäftlichen Zwecken in Indien einreist, wird bestraft. Auch ein permanentes Einreiseverbot liegt im Bereich des Möglichen. Sie sind also gut damit beraten, sich die Zeit für die Beantragung eines geschäftlichen Visums zu nehmen.

Wie funktioniert das indische Steuerrecht?

Bei einer Handelsbeziehung zwischen Indien und Deutschland entfallen die meisten steuerlichen Abzüge. Es gibt jedoch einige rechtliche Normen, die bei der Rechnungsstellung zu beachten sind. Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem Bereich auch diverse EU-Regelungen greifen. Es ist also durchaus sinnvoll, einen Steuerberater hinzuzuziehen.

Wie sieht das Arbeitsrecht in Indien aus?

Das indische Arbeitsrecht ist nicht so ausgereift wie das deutsche. So gibt es in Indien beispielsweise kein elaborates Anti-Diskriminierungsgesetz. Dennoch bestehen sehr viele Regelungen etwa zu Überstunden, maximaler Wochenarbeitszeit, Urlaubsanspruch.

Besonders bei großen Unternehmungen sollten Sie Vorsicht walten lassen: Wie in Deutschland auch, können Mitarbeiter in Indien vor Gericht ziehen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Insbesondere Kündigungen sind in Indien sehr gewissenhaft zu begründen. Das Verfahren an sich läuft ganz ähnlich wie in Deutschland ab - mit Abmahnungen und Aufzeichnungen über Fehlverhalten.

Welche Rolle spielen Gewerkschaften in Indien?

Im IT-Sektor sind Gewerkschaften in Indien weniger stark vertreten, als in anderen Bereichen der Wirtschaft. Diese werden besonders dann hinzugezogen, wenn eine unrechtmäßige Kündigung vermutet wird oder Gehaltsverhandlungen anstehen. Da in der IT-Branche generell bessere Gehälter gezahlt werden, kommt es diesbezüglich nur zu wenigen Konflikten.

Wie sieht es mit Urlaubs- und Feiertagen aus?

Für indische Mitarbeiter liegt der minimale Urlaubsanspruch bei 12 Tagen pro Jahr. Voraussetzung ist allerdings, dass mindestens 240 Tage pro Jahr gearbeitet werden (nach dem Indian Factories Act). Das hört sich im ersten Moment nach wenig an. Die meisten Unternehmen in Indien gewähren ihren Mitarbeitern jedoch zusätzliche 24 Tage: 12 davon für sogenannte "Casual Leaves" (familäre Notfälle, o.ä.), 12 für "Sick Leaves" (Krankheitsfall).

Neben den nationalen Feiertagen gibt es in Indien auch regionale und überregionale Feiertage. Insgesamt geben indische Unternehmen ihren Mitarbeitern pro Jahr so an zehn bis zwölf weiteren Tagen frei. Meist gibt es zusätzlich kleinere Listen mit optionalen Feiertagen, was man in Deutschland nicht kennt: Dabei handelt es sich um vier bis sieben Tage, von denen ein bis drei in Anspruch genommen werden können. Der Grund hierfür liegt in der religiösen Vielfalt Indiens: Neben den mehr als 800 Millionen Hindus, leben hier auch mehr als 150 Millionen Muslime, mehrere Millionen Christen und weitere Glaubensgemeinschaften.

Fazit: Indien künftig für Outsourcing noch attraktiver

Die rechtlichen Bedingungen in Indien sind derzeit einem Wandel unterworfen: Die neue Regierung unter Präsident Modi versucht den indischen Subkontinent für ausländische Investoren interessanter zu machen und will entsprechende Gesetzes-Reformen anstoßen. Deutsche Unternehmen können daher für die Zukunft davon ausgehen, dass sich ihre Eigentumsrechte in Indien künftig noch besser durchsetzen lassen. (fm)