Generation "Weichei"?

IT-Nachwuchs taugt nicht für Führungsjobs

11.09.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Gelassenheit und Stressresistenz

Nur die wenigsten IT-Absolventen bezeichnen sich als gelassen und stressresistent.
Nur die wenigsten IT-Absolventen bezeichnen sich als gelassen und stressresistent.
Foto: Fotolia, Andreas F.

Belastbarkeit ist eine Eigenschaft, die jede Führungskraft mitbringen sollte. Aber Technikabsolventen tun sich hier nicht besonders vor. 59 Prozent der Männer und nur 39 Prozent der Frauen bezeichnen sich als gelassen, in puncto Stressresistenz fielen die Werte von 51 auf 43 Prozent bei den Männern beziehungsweise von 46 auf 33 Prozent bei den Frauen. Damit ist der IT-Absolvent deutlich weniger belastbar als der durchschnittliche Akademiker. Aus einem solchem Ergebnis müssten auch die IT-Führungskräfte in den Firmen ihre Lehren ziehen, sagt Psychologe Wottawa: "Je weniger stressresistent und gelassen die jungen IT-Mitarbeiter sind, desto weniger lässt sich bei ihnen mit emotionalem Druck erreichen. Wenn etwas schiefläuft, sollte die Führungskraft nicht einfach unkontrolliert schimpfen, sondern erst überlegen, wie sie ihre Kritik vermittelt."

Soziale Akzeptanz

Was den Wunsch nach Anerkennung angeht, offenbaren sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während zwei Drittel der Informatikerinnen nach sozialer Akzeptanz streben, blieb der Wert bei den Männern konstant bei 45 Prozent. Das könnte auch eine Erklärung sein, warum viele Frauen den Sprung in eine Führungsposition nicht schaffen: Als Chef macht man sich nicht nur Freunde.

Der IT-Nachwuchs schneidet auch bei den Soft Skills schlecht ab. Die Bereitschaft, die Probleme der anderen (etwa der Kunden) zu lösen, hat unter den IT-Männern deutlich nachgelassen. Auch Zuverlässigkeit steht nur noch bei 35 Prozent hoch im Kurs, kontaktfreudig sind nur noch 38 anstatt 44 Prozent. Demgegenüber blieb unter den IT-Absolventinnen die Bereitschaft, Probleme zu lösen, Kontakte zu knüpfen und die Zuverlässigkeit unverändert hoch - höher als bei den Männern. Die Teamorientierung hat bei beiden Geschlechtern nachgelassen.

Die Frage nach dem Warum beantwortet die Studie nicht. Wottawa gibt aber zu bedenken, dass mittlerweile zehn Jahre reichen, um von einer neuen Generation zu sprechen: "Manchem 35-Jährigen fällt es schwer, zu verstehen, dass die jungen Leute, die er einstellt, nicht mehr so ticken wie er." Die Arbeitgeber sollten versuchen, sich in den Nachwuchs hineinzuversetzen. Dazu gehört, dass Macht als Anreiz immer unwichtiger wird. Vor allem junge IT-Frauen legen darauf kaum Wert (33 Prozent), während Familie immer wichtiger wird (64 Prozent). Auch unter IT-Männern rangiert die Familie vor der Macht.