Fachkräftemangel bezwingt Unternehmen

IT-Manager im Familienglück

13.09.2011
Von Anja Dilk

Baby füttern in der Mittagspause: Martin Zipperling, 38, Entwickler bei Consol in München

Für Martin Zipperling war die Sache von Anfang an klar: "Wenn ich mal Kinder habe, möchte ich Zeit für sie haben." Nur zu gut konnte sich der Lehrersohn an seine eigene Kindheit erinnern. Die Eltern waren nachmittags zu Hause, er hatte jederzeit einen Ansprechpartner, manchmal spielten sie zusammen oder gingen raus. "Das habe ich sehr genossen", erinnert sich Zipperling. Als seine Frau schwanger wurde, war sich das IT-Paar sofort einig: Wir bleiben erst zwei Monate zu Hause, dann gehen wir auf zwanzig Stunden. Dass beide beim IT-Dienstleister Consol in München arbeiten, noch dazu in derselben Abteilung, hat die Sache umso leichter gemacht.

Martin Zipperling, Consol: "Wenn der Kleine um fünf Uhr putzmunter war, saß ich um 6.30 Uhr im Büro und bin nachmittags zum Babyschwimmen."
Martin Zipperling, Consol: "Wenn der Kleine um fünf Uhr putzmunter war, saß ich um 6.30 Uhr im Büro und bin nachmittags zum Babyschwimmen."
Foto: Privat

Ein "bisschen erstaunt" waren die Kollegen schon, dass Zipperling nach der Geburt mit seiner Frau zu Hause blieb und sie danach so schnell wiederkam. "Aber alle haben es begrüßt." Zwei Monate konnten Zipperling und seine Frau sich nun in Ruhe auf Nico einstellen, den Alltag mit Baby Stück für Stück entdecken. Dass sie in der Zeit mit weniger Geld auskommen mussten, war es ihnen wert. Zipperling hatte unbezahlten Urlaub, in der Elternzeit bekam seine Frau damals nur wenig Geld.

Genauso bewährt hat sich das pari-pari-Modell des Duos im Anschluss. Er ging Montagmorgen, Mittwoch und Freitag in die Firma. Sie war Montagnachmittag, Dienstag und Donnerstag dran, in der Mittagspause schaute Zipperling mit Nico zum Stillen vorbei. Manchmal, wenn der Kleine um fünf Uhr morgens schon putzmunter war, stand der Softwareentwickler schon um 6.30 im Büro auf der Matte. Dafür konnte er am frühen Nachmittag nach Haus gehen und hatte so Zeit für Babyschwimmen oder für Spaziergänge in den Isarauen. "Ich habe viel fokussierter gearbeitet und viel mehr geschafft als früher", sagt Zipperling. "Gleichzeitig hat sich das Leben entschleunigt." Natürlich gab es da auch diese andere Art von Stress, Kinderstress. "Aber durch die fifty-fifty-Auftteilung war es recht entspannt." An den Jobtagen freute sich Zipperling auf die Arbeit, an den Kindertagen auf den Nachwuchs.

Einziger Stresspunkt: der geteilte Montag, Meeting-Tag in der Firma. "Wir mussten uns zu Hause über die Besprechungen austauschen, eine Art kleine Übergabe." Als das Paar nach einem halben Jahr eine Tagesmutter für den Montag einstellte, damit beide montags von 9 bis 16 Uhr im Job sein konnten, entspannte sich die Arbeitsorganisation gewaltig.

Nach dem ersten Geburtstag von Nico stockten Zipperling und seine Frau auf 30 Stunden auf. Solange der Nachwuchs in der Kita war, engagierten sich die Eltern im Job, am frühen Nachmittag ging es gemeinsam nach Haus. Der Karriere geschadet hat das Drei-Phasen-Modell dem Softwareexperten nicht. "Ich mache interessante Projekte und mag meine Arbeit." Kein Wunder, dass das Duo nach der Geburt ihres zweiten Sohnes beschloss: Wir machen das alles noch mal ganz genauso.