Fachkräftemangel bezwingt Unternehmen

IT-Manager im Familienglück

13.09.2011
Von Anja Dilk

Flexibel sein und delegieren: Denis Dobrig, 34, Produktionsleiter bei Komsa, Hartmannsdorf b. Chemnitz

Nach der Geburt seines ersten Sohnes änderte sich im Arbeitsleben von Denis Dobrig erstmal nichts. Er arbeitete vierzig Stunden beim ITK-Dienstleister Komsa, seine Frau blieb zu Hause. Nach einem Jahr aber wurde alles anders: Seine Frau ging in ihren Fulltime-Job als Prozessbegleiterin bei der Deutschen Telekom zurück, Sohn William kam in den Betriebskinderarten. "Für uns beide war klar, dass der Kleine nicht neun Stunden in der Kita bleiben sollte", sagt Dobrig. "Also habe ich auf dreißig Stunden reduziert." Morgens um acht brachte er seinen Sohn in die Komsa-Kita, nach sechs Stunden Arbeit holte er ihn wieder ab. Theoretisch. "Wir haben schnell gemerkt, dass es so einfach in einer Führungsposition nicht geht."

Denis Dobrig hat die perfekte Lösung für sich gefunden: volle Flexibilität. Dobrig kann selbst entscheiden, wann er in die Firma kommt und wann er seine Mitarbeiter von zu Hause aus lenkt.
Denis Dobrig hat die perfekte Lösung für sich gefunden: volle Flexibilität. Dobrig kann selbst entscheiden, wann er in die Firma kommt und wann er seine Mitarbeiter von zu Hause aus lenkt.
Foto: Privat

Dobrig ist für 18 Mitarbeiter verantwortlich. Wenn sich die Aufträge ballen, können es bis zu 60 sein. Der 34-jährige steuert und koordiniert die Fertigung, verteilt Aufträge, checkt, wer welche Ressourcen braucht, damit der Auftrag pünktlich und in guter Qualität das Unternehmen verlässt. "Oft war ich nach sechs Stunden einfach noch nicht fertig", erinnert sich der engagierte Jungvater - eine Kundenanfrage muss noch dringend raus, ein Schwung von Bestellungen termingerecht abgearbeitet sein: "Dann konnte und wollte ich nicht einfach gehen." Dobrig blieb - oft sieben oder auch 7,5 Stunden lang. Vom dreißig Stundenkonzept blieb zunächst nicht viel mehr als weniger Geld und eine Menge Frust. Irgendwann ging Dobrig zu seinem Chef: "Wir müssen ein anderes Modell finden."

Heute arbeitet Dobrig vierzig Stunden und ist hochzufrieden. Er verbringt viel Zeit mit seinen Kindern, mittlerweile sind es drei, und bekommt seinen Führungsjob trotzdem auf die Reihe. Gemeinsam mit der Personalabteilung hat er die perfekte Lösung für sich gefunden: volle Flexibilität. Dobrig kann selbst entscheiden, wann er in die Firma kommt und wann er seine Mitarbeiter von zu Hause aus lenkt. Einen großen Teil seiner Steuerungsaufgaben hat er auf viele Köpfe im Team verteilt. Wenn seine Frau auf Dienstreisen geht, was oft genug vorkommt, wenn er mit den Kids zu einem Schultermin oder auf ein Sportfest muss, kann er jetzt leicht delegieren. Die Verantwortung ist gestreut, das macht ihn flexibler und die Mitarbeiter motivierter. Der Chef unterstützt Dobrig zu hundert Prozent. Familienfreundlichkeit ist für Komsa ein Grundpfeiler der Unternehmenskultur. 90 Prozent der Männer nehmen die Vätermonate. "Als Führungskraft ist familienfreundliches Arbeiten letztlich eine Frage der Koordination", hat Dobrig mittlerweile gelernt.

Erst vor einigen Tagen flog Dobrigs Frau um fünf Uhr morgens nach Bonn. Er hat zu Hause alles gemanagt, Zähne putzen, anziehen, frühstücken, aber fix. Das kann auch der Dreijährige längst allein. "Mit einer gewissen Struktur klappt das - es ist ein wenig wie bei der Arbeit." Je nach Bedarf bleibt Dobrig manchmal ganz zu Haus. Über ein Homeoffice hat er Zugriff auf das Firmensystem. So arbeitet er in manchen Monaten ein oder zwei Tage von daheim, an anderen zehn.

Missen möchte der Fertigungsleiter die flexible Arbeitsweise nicht mehr: "Ich habe dadurch ein sehr enges Verhältnis zu meinen Kindern. Als die Kita-Erzieher ihn kürzlich lobten, wie kreativ, gut erzogen und fröhlich seine Kinder seien, war er richtig stolz. "Da sagt man sich als Vater: Mensch, da haste was richtig gemacht."