IT-Industrie setzt Trainingsstandards

25.07.2002
Von Helga Ballauf

 Zertifizierungsstelle für Spezialistenberufe

Ende des Jahres soll eine unabhängige Zertifizierungsstelle für die Spezialistenberufe starten. "Es war ein großer Ansporn für mich, dass der Abschluss allgemein anerkannt wird", berichtet Weckerle. Wenn der aufstiegsorientierte junge Mann den arbeitsprozessorientierten Lernweg fortsetzt, kann er zunächst auf der Ebene der "operativen Professionals" einen dem Bachelor vergleichbaren und später sogar einen Master-ähnlichen Qualifikationsgrad erreichen. Das Werkzeug, um aus Informationen anwendbares Wissen und reflektiertes Können zu formen, hat sich der Netzadministrator gerade angeeignet: "Die größte Herausforderung war die Projektdokumentation und die Präsentation des Ganzen bei der Prüfung. Ich wünschte, ich hätte schon früher gelernt, wie man richtig kommuniziert, selbständig arbeitet und Entscheidungen trifft."

Noch steht das ehrgeizige APO-Projekt ganz am Anfang. Diverse Bewährungsproben sind zu bestehen, beispielsweise die Frage der Teilnehmerauswahl: Kommt das Konzept womöglich nur den High Potentials im Betrieb zugute und lässt die durchschnittlichen Mitarbeiter und vor allem die Arbeitslosen außen vor? IG- Metaller Ehrke sieht die Betriebsräte am Zug, damit APO kein "elitäres Konzept" wird, sondern Teil einer betrieblichen Qualifizierungsstrategie, mit der die Interessen des Unternehmens und die der Beschäftigten austariert werden: "Da steckt Zündstoff drin." Ähnlich brisant ist die Frage, ob ein betriebliches Weiterbildungskonzept für arbeitslose Umschüler passen kann. Der Gewerkschafter konzediert: "Die Bildungsinstitute müssen sich bei unserer Reform am meisten bewegen."

Bildungsinstitute sind gefordert

Kurt Scherübl war als Vertreter des Weiterbildungsträgers CDI an der Definition der Spezialistenprofile beteiligt: "Wir haben zusammen mit dem Fraunhofer-Institut und der Firma Oracle beschrieben, was ein 'Datenbankentwickler' können muss." Die seriösen Institute begrüßten allgemeingültige Berufsprofile und Standards, meint Scherübl, weil es so leichter falle, sich von den schwarzen Schafen der Branche abzusetzen. Allerdings sei in der ersten APO-Planungsphase übersehen worden, dass Bildungsinstitute arbeitsprozessorientiertes Lernen nicht in Reinkultur anbieten können.

Das wird jetzt nachgeholt, gemeinsam mit dem Geldgeber der Umschulungsmaßnahmen für Arbeitslose, der Bundesanstalt für Arbeit. Zu klären ist beispielsweise, wie viel von der komplexen Arbeitsrealität schulische Simulationsprojekte abbilden können, wie Kooperationen mit Firmen zu bewerkstelligen sind und auf welchem Weg sich Quereinsteiger, die wenig IT-Kenntnisse mitbringen, fehlende Kompetenzen erarbeiten. "APO ist eine methodische Herausforderung für die Bildungsträger", sagt Scherübl. Möglichweise beschert sie sogar neue Geschäftsfelder: die Prozessberatung etwa oder ergänzende Einzelmodule in Seminaren.