IT-Industrialisierung macht Komplexität beherrschbar

12.06.2007
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Niemand will Commodities managen

Den zweiten Dialog bestritten der bereits als Diskussionsteilnehmer aktiv gewordene Hochschullehrer Brenner sowie Martin Frick, CIO der Avis Europe Plc. Sie hatten ihren Vortrag anhand von acht Thesen strukturiert, ließen aber wie ihre Vorredner auch Raum für den Meinungsaustausch unter den Forumsteilnehmern.

"Die Standardisierung der Prozessebene fällt leichter als die Konsolidierung der technischen Seite", so Avis-CIO Martin Frick.
"Die Standardisierung der Prozessebene fällt leichter als die Konsolidierung der technischen Seite", so Avis-CIO Martin Frick.
Foto: Joachim Wendler

"Die Standardisierung der Prozessebene im Rahmen der Industrialisierung fällt leichter als die Konsolidierung der technischen Seite", konstatierte Frick. Die "Commodities", von denen in der Theorie immer wieder die Rede sei, ließen sich in der Praxis nur mit Mühe implementieren.

Das Auditorium stimmte dem weitgehend zu. Das Problem rühre aber teilweise daher, dass die großen Softwareanbieter die Standardisierung selbst noch nicht allzu weit voran gebracht hätten, so der Tenor der Diskussionsbeiträge.

"Wenn das Bewusstsein dafür nicht vorhanden ist, wird man nie Commodities bekommen", wandte Brenner ein. Tatsache sei doch, dass niemand Commodities managen wolle, sondern jeder nur strategische Projekte.

Auch Projekte ließen sich industrialisieren, so der Einwand von Rainer Ostermeyer, CIO der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Die Inhalte seien zwar individuell, aber die Vorgehensweise, um sie zu managen, durchaus standardisierbar.

Frick pflichtete seinem CIO-Kollegen bei und verwies auf Methoden wie "PMI" oder "Prince2" (siehe auch "PM von der Stange"). Gleichzeitig empfahl er den Zuhörern, die Service-Delivery-Practices von "Itil" (IT Infrastructure Library) und die Steuerungmechanismen aus "Cobit" (Control Objective for Information and related Technology) einzuführen.

Gemeinsam mit dem Business

Beinahe schon eine Binsenweisheit, aber deshalb nicht weniger wahr: Derartige Ansätze lassen sich nur mit der Hilfe des Topmanagements verwirklichen. "Sie brauchen einen CEO, der die Industrialisierung der IT mit vorantreibt", stellte Frick klar. "Es muss eine grundsätzliche strategische Entscheidung der Unternehmen für diese Vorgehensweisen geben."

"Sollte aber die nötige Initiative nicht von der Business-Seite ausgehen, muss die IT noch lange nicht resignieren", ergänzte Günter Weinrauch, CIO bei der Premiere AG: "Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen."