IT-Gehälter: Testen Sie Ihren Marktwert!

16.05.2002
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die COMPUTERWOCHE startet gemeinsam mit Christian Scholz, Professor an der Universität Saarbrücken, ihre vierte Gehaltsuntersuchung. Einsendeschluss ist der 5. Juli. Die Ergebnisse werden auf der Münchner Computermesse Systems am 14. Oktober vorgestellt. Eingeladen daran teilzunehmen sind alle Computerfachleute, aber auch Unternehmen.

Gehaltsstudien haben immer Konjunktur. Vor zwei Jahren und voriges Jahr, als der Arbeitsmarkt aus Sicht der Bewerber interessant war, herrschte bei einigen Kandidaten eine richtige Zockermentalität nach dem Motto: "Dort, wo am besten gezahlt wird, da gehe ich hin." Jeder meinte, nicht genug zu verdienen. Atemberaubende Summen wurden genannt, und es gab Informatikabsolventen, die damals 100 000 Mark Jahresgehalt ablehnten, ohne mit der Wimper zu zucken.

Quelle: The European Commission
Quelle: The European Commission

Nun haben die Vergütungsstudien aus anderen Gründen Konjunktur. Denn es hat sich herumgesprochen, dass der Wirtschaftsmotor stottert. Und wieder fragen sich die wechselwilligen IT-Profis, wie Unternehmen in solchen Situationen reagieren werden. Wird radikal der Rotstift angesetzt oder passiert gar nichts und warten die Firmen auf den Aufschwung?

Auf der diesjährigen CeBIT konnte man im Karriereforum der COMPUTERWOCHE einen Vorgeschmack auf die Gehaltsrunde 2002 bekommen. In den Gesprächsforen und Podiumsdiskussionen beantworteten Personaler und Unternehmensvertreter offen die Fragen nach ihrer Gehaltspolitik. Dabei zeichnet sich ab, dass diejenigen, die von der Flaute am wenigsten betroffen sind, auch wenig Anstalten machen werden, ihre Vergütungspolitik zu ändern. So haben Firmen wie SAP, IBM oder auch die Deutsche Bank an den Einstiegsgehältern nichts geändert.

Dagegen gaben vor allem kleine und mittelständische Softwarehäuser zu, dass sie die Einsteigergehälter etwa zehn Prozent niedriger ansetzen als noch vor einem Jahr. Dies betreffe vor allem Umschüler und Quereinsteiger.Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird die Frage umso interessanter, wie sich die Einkommen in diesem Jahr entwickeln werden.

Die CW-Gehaltsstudien waren immer wieder für Überraschungen gut. Sie zeigten, dass die Absolventen der Berufsakademien gemessen an den Fachhochschulabgängern gut abschnitten und die reinen Informatiker den Wirtschaftsinformatikern den Rang abliefen.

Eine Frage, die oft gestellt wird und jetzt wieder an Aktualität gewinnt, ist der Wert von Zusatzausbildungen. Die CW-Studie ergab jedes Jahr, dass die MBA-Absolventen besser abschneiden als die Promovierten. Eine Erklärung dafür lieferte ebenfalls eine CeBIT-Podiumsdiskussion. Hier bestätigten MBA-Absolventen, dass sie ihr Gehalt nach Abschluss dieser Ausbildung verdoppeln konnten. Sie lobten vor allem den großen Praxisbezug des Studiums, die Internationalität und Interdisziplinarität.

Absolventen mit Doktortitel liegen dann gut im Rennen, wenn sie die Promotionsarbeit industrienah schreiben und dieses Können beim künftigen Arbeitgeber konkret einsetzen. In den vorigen Jahren baten wir die Teilnehmer, ihre Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Diejenigen, die selbstbewusst von sich sagen, dass sie sehr gut sind, verdienten bis zu 10000 Euro mehr im Jahr als solche Experten, die sich bescheidener taxierten. Das heißt, wer sich gut verkauft, kann auch mehr verdienen. Gerade schwieriger zu vermitttelnde Spezialisten wie ältere Mitarbeiter und Umschüler müssten auf diesem Gebiet mehr tun.

Ein weiterer Trend, der auch von anderen Untersuchungen bestätigt wird: Die Schere zwischen hohen und niedrigen Gehältern wird immer größer - selbst in der gleichen Berufsgruppe und im gleichen Unternehmen. Die IG Metall spricht von bis zu 50000 Euro Differenz bei gleichen Positionen. Die Gewerkschaften beklagen vor allem, dass die Gehälter des Topmanagements überdurchschnittlich gestiegen seien. Die IG Metall spricht von einem Zuwachs von gut über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wohingegen sich das "Fußvolk" mit zwei bis zweieinhalb Prozent begnügen musste.

Kaum Gehaltssprünge sind auch beim Arbeitgeberwechsel drin. Galt früher eine Faustregel, dass man zehn bis 20 Prozent mehr herausholen könne als auf der alten Stelle, so empfehlen heute Personalberater Bescheidenheit. Pokern lasse sich dann, wenn das in der Stellenbeschreibung verlangte Know-how hundertprozentig mit dem eigenen Wissen übereinstimmt.

Gehaltsabstriche für Internet-Spezialisten

Keine Überraschung war, dass 2001 die Internet-Spezialisten im Vergleich zu den Jahren davor deutliche Gehaltsabstriche hinnehmen mussten. Mit dem Dotcom-Sterben ging auch die starke Nachfrage nach diesen Spezialisten zurück, so dass schnell ein Überangebot an Bewerbern mit zum Teil nicht fundiertem IT-Know-how entstand.

Mit ihrer Studie verfolgen Scholz und die CW das ehrgeizige Ziel, möglichst genau zu eruieren, welches Technik-Know-how in welchem Maße das Einkommen beeinflusst. Denn in kaum einer anderen Branche spielt die Nachfrage nach genau bestimmten, teilweise recht speziellen Kenntnissen eine so große Rolle für die Gehaltsfindung wie in der IT-Welt. Ohne solide Weiterbildung und ohne die Bereitschaft, ständig zu lernen, gerät man schnell ins Abseits.

Ziel der Studie soll sein, für mehr Transparenz auf dem Vergütungssektor zu sorgen, damit beide Seiten, Personaler und IT-Mitarbeiter, einander besser verstehen. Interessant wird die Studie sicher auch unter dem Aspekt der Zusatzleistungen. Bewerber möchten, so ist aus Unternehmen zu hören, ein hohes Fixgehalt. Auf das Abenteuer Aktienoptionen wollen sich die wenigsten einlassen, obwohl es gerade jetzt wieder interessant sein könnte, weil die Kurse vieler Gesellschaften im Keller sind.

Der Fragebogen ist in der Computerwoche Nummer 20 auf den Seiten 43 und 44 abgedruckt oder auch über das Internet www.gehaltsstudie.de abrufbar. Er richtet sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Unternehmen. Einsendeschluss ist der 5. Juli. Wer als Einzelperson mitmacht, erhält zum Schluss gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro eine etwa 15-seitige allgemeine Auswertung und mit Hilfe einer Transaktionsnummer die Möglichkeit, seine individuelle Gehaltsberechnung über das Internet abzurufen. Nichtteilnehmer sind mit 50 Euro dabei.

Unternehmen, die mitmachen, zahlen einen Beitrag von 160 Euro, für diejenigen, die nicht dabei sind, erhöht sich der Betrag auf 550 Euro. Datenschutz Alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen werden eingehalten und die Fragebögen - inklusive der Anschriften - nach Ende der Untersuchung vernichtet. Die Angaben werden ausschließlich in anonymisierter Form ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie werden auf der Münchner IT-Messe Systems am 14. Oktober vorgestellt und außerdem auszugsweise in der COMPUTERWOCHE und auf der Web-Seite www.computerwoche.de veröffentlicht. Für inhaltliche Fragen zur Gehaltsstudie steht Maria Scholz unter der E-Mail-Adresse Maria.Scholz@internetbefragung.de zur Verfügung.