IT-Gehälter steigen nur noch moderat

14.10.2011
1,8 Prozent mehr Gehalt für Führungskräfte, 2,3 Prozent mehr für Fachkräfte - so lautet ein Ergebnis der diesjährigen Vergütungsstudie von Personalmarkt und COMPUTERWOCHE.

Die Gehaltssteigerungen sind erstaunlich moderat ausgefallen, wundert sich Tim Böger, Geschäftsführer des unter anderem auf Gehaltsvergleiche spezialisierten Dienstleisters Personalmarkt und Projektleiter der Studie. Vom Krisenjahr 2009 erholt hätten sich die Gehälter im vergangenen Jahr aber schon. 2010 erreichten IT-Manager ein durchschnittliches Plus von 5,2 Prozent, Fachkräfte kamen immerhin noch auf 3,5 Prozent.

Böger erinnert daran, dass gute Leute nach wie vor überdurchschnittlich verdienen: "Die Spitzenverdienste von CIOs liegen bei deutlich über 300.000 Euro Jahresgehalt, die von IT-Projektleitern und IT-Beratern bei über 180.000 Euro."

Wie immer in Gehaltsrunden gibt es Gewinner und Verlierer. Zu den Ersteren zählen die Spezialisten für IT-Sicherheit, die sich über ein Plus von 5,6 Prozent freuen dürfen. "Diese Entwicklung ist angesichts der präsenter werdenden Gefahren für die hauseigene IT und damit für die Geheimhaltung von Unternehmensinterna wenig überraschend", kommentiert Böger.

Auch IT-Projektleiter konnten mit vier Prozent Gehaltszuwachs noch einmal kräftig zulegen. Web-Entwickler sind mit drei Prozent Plus dabei, woraus Böger den Schluss zieht, dass diese Tätigkeit noch einmal deutlich aufgewertet wurde und sich "längst nicht mehr nur auf das Zusammenschrauben von HTML-Seiten beschränkt".

Weniger glücklich dürften die Kollegen vom Web-Design sein, die letztes Jahr noch einen Zuwachs von vier Prozent erzielten. Dieses Jahr nun liegen die Gehälter leicht unter denen des Vorjahrs. Während sich Systemadministratoren und Softwareentwickler über ein kleines Plus von zwei Prozent freuen, liegen die Saläre der Datenbankadministratoren dieses Jahr fast vier Prozent unter denen des vergangenen Jahres. "Natürlich musste kein Mitarbeiter auf Geld verzichten, aber das Niveau bei Neueinstellungen hat das des letzten Jahres nicht erreicht", stellt Böger klar.

Spitzenreiter ist der Projektleiter

IT-Projektleiter gehören mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 71.747 Euro zu den Spitzenverdienern unter den IT-Fachkräften. Darauf hinzuweisen ist, dass es bei den Projektleitern wie auch bei all den anderen Positionen um Jobs ohne Personalverantwortung geht. Ein Projektleiter mit direktem Zugriff auf seine Mitarbeiter kann in der Regel mit etwa einem Viertel bis zu einem Drittel mehr Einkommen rechnen. Es folgen die SAP-Berater (64.255 Euro Jahresgehalt) und IT-Leiter (63.195 Euro Jahresgehalt, ohne Personalverantwortung). Das Schlusslicht bilden die Web-Designer mit rund 35.000 Euro Jahresgehalt.

Eine gute Ausbildung lohnt sich

65 Prozent aller Personen, deren Daten in die Studie eingeflossen sind, verfügen über einen Hochschulabschluss. IT-Mitarbeiter mit Universitätsabschluss verdienen im Schnitt 62.000 Euro, ein Fachhochschulabschluss bringt 57.300 Euro. Der Master hat noch nicht das Niveau des Diploms erreicht, ist aber auf einem guten Weg und wird mit 55.000 Euro Jahresgehalt honoriert. Der Abstand liegt an dem noch niedrigen Durchschnittsalter der Master-Inhaber. Mit dem Bachelor-Diplom, für das dasselbe gilt, schafft man durchschnittlich 45.000 Euro. Absolventen von Berufs-akademien oder Fachschulen mit staatlich anerkanntem Abschluss verdienen 48.500 Euro im Jahr. Wer eine Lehre absolviert hat, muss sich mit 41.160 Euro im Jahr zufriedengeben. Bei den Zahlen handelt es sich nicht um Einstiegsgehälter, sondern um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss im Durchschnitt zu erreichen sind.

Berufserfahrung wird honoriert

Auch die Berufserfahrung wirkt sich positiv im Portemonnaie aus: Spezialisten mit drei bis sechs Jahren Berufspraxis kommen auf rund 45.500 Euro jährlich, mit einer Berufserfahrung von sieben bis zehn Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 50.500 Euro, und wer mehr als zehn Jahre im Geschäft ist, hat im Schnitt 59.000 Euro im Jahr auf dem Lohnzettel. An das Gehaltsniveau von Managern kommen IT-Fachkräfte nicht heran: IT-Chefs mit über zehn Jahren Berufserfahrung nehmen noch einmal 35.000 Euro im Jahr mehr mit nach Hause.

Große Firma, großes Geld

Nach wie vor hat die Unternehmensgröße starken Einfluss auf die Höhe des Gehalts. Je größer das Unternehmen, umso höher die Vergütung. Ähnlich verhält es sich mit dem regionalen Unterschied. Während Arbeitgeber in Metropolen wie München und Frankfurt am Main etwa 15 Prozent über dem Bundesdurchschnitt bezahlen, haben sich IT-Mitarbeiter in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein mit drei Prozent unter dem Durchschnitt zufriedenzugeben,

Was noch draufkommt

40 Prozent aller IT-Fachkräfte haben eine Prämienregelung. Der Prämienanteil beläuft sich auf rund 4000 Euro jährlich. Ein Viertel aller Fachkräfte in der IT-Wirtschaft erhält Arbeitgeberleistungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Dieser Anteil beläuft sich auf 1800 Euro. Einen Firmenwagen fahren 11,5 Prozent aller IT-Mitarbeiter. Der Neuwert des Wagens liegt durchschnittlich bei 34.800 Euro. Überstunden gehören zum Alltag der IT-Mitarbeiter. Allerdings haben laut Personalmarkt-Erhebung nur 6,3 Prozent der Befragten eine Überstundenregelung, die einen monetären Ausgleich der geleisteten Überstunden vorsieht. Wesentlich häufiger ist Freizeitausgleich.

von Hans Königes

Die Studie

Die Vergütungsstudie "Führungskräfte und Spezialisten in IT-Funktionen 2011/2012" kann zum Preis von 599 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkos-tenpauschale) über die Homepage von Personalmarkt (www.personalmarkt.de) bestellt werden. Sie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.

Wer hat mitgemacht?

An der Studie haben sich 51 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt und Gehaltsdaten zu 572 Positionen geliefert. Weitere 13.547 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 14.119 Datensätze in die Studie eingeflossen.

Zur Methode

• Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 28 Funktionen untersucht.

• Innerhalb einer Funktion wurde nach Anspruchsstufen differenziert: Die Gehälter von IT-Beratern etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden.

• Die Gehälter für alle Funktionen wurden getrennt nach unterschiedlichen Firmengrößen ausgewertet.

• Berechnet wurden das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen.

• Die Daten wurden zwischen Mai und August 2011 erhoben.

Typische Gehälter

Wir haben aus der Gehaltsstudie einige Beispiele ausgewählt, um exemplarisch zu zeigen, was IT-Fachleute in diesem Jahr verdienen.

1. IT-Security-Manager

Alter: 39.

Ausbildung: Diplom Universität.

Branche: sonstige Informationstechnologie.

Prämie: 7000 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 94.750 Euro.

2. SAP-Berater

Alter: 32.

Ausbildung: Diplom Berufsakademie.

Branche: Luftfahrt.

Prämie: 12.000 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 70.800 Euro.

3. Softwareentwickler

Alter: 59.

Ausbildung: Diplom Universität.

Branche: Finanzdienstleistungen.

Prämie: 4900 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 70.600 Euro.

4. System- und Netzwerkadministration

Alter: 40.

Ausbildung: Lehre Technik/Handwerk/DV.

Branche: Maschinenbau.

Prämie: keine.

Jahresgehalt: 51.600 Euro.

5. Anwendersupport

Alter: 39.

Ausbildung: kaufmännische Lehre/Handel.

Branche: Banken.

Prämie: keine.

Jahresgehalt: 44.400 Euro.

6. Softwaretester

Alter: 30.

Ausbildung: mittlere Reife.

Branche: Elektrotechnik.

Prämie: keine.

Jahresgehalt: 43.000 Euro.

7. Web-Design

Alter: 32.

Ausbildung: Diplom Fachhochschule.

Branche: Werbung und PR.

Prämie: keine.

Jahresgehalt: 31.200 Euro.

8. Web-Entwickler

Alter: 32.

Ausbildung: Lehre Technik/Handwerk/DV.

Branche: sonstige Dienstleistungen.

Prämie: keine.

Jahresgehalt: 31.200 Euro.