IT-Gehälter 2008: Kein Grund zum Neid

20.02.2008
IT-Führungskräfte erhalten vier Prozent mehr Gehalt als im Vorjahr. Besonders gut schneiden die Projektleiter ab.
Foto: Personalmarkt
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Die Gehälter der IT-Chefs stiegen langsamer als die von Vorständen. Statt um 17 Prozent legten ihre Saläre dieses Jahr durchschnittlich nur um vier Prozent zu. Die gute Nachricht: Tendenziell geht der Anstieg auch in den nächsten Jahren weiter. Auch die Projektleiter als Sieger der diesjährigen IT-Gehaltsrunde schnitten gegen das zweistellige Plus der Topmanager mit einem Zuwachs von acht Prozent vergleichsweise bescheiden ab. Dafür haben sie ihr Plus redlich verdient. Projektleiter mit Personalverantwortung steigerten ihr Gehalt von 81 200 auf 88 000 Euro, rein fachliche Verantwortung brachte 5000 Euro mehr als im Vorjahr aufs Konto und zwar 65 000 Euro.

Die Methode

In die Personalmarkt-Datenbank gingen in den letzten Wochen bis zum 15. Februar 2008 Informationen aus der Hightech-Branche ebenso ein wie die Auswertung der Führungskräfte-Einkommen aus Anwenderfirmen. In die Untersuchung wurden 19 486 Datensätze einbezogen, die zu 44,5 Prozent aus dem IT- und TK-Sektor und zu 55,5 Prozent aus dem Anwenderumfeld kommen. Die IT-Unternehmen unterteilt die Studie in die Branchen Telekommunikation, Halbleiterindustrie, Softwarehäuser und IT-Systemhäuser. Auf der Anwenderseite berücksichtigt die Studie vor allem Betriebe aus der Investitionsgüter- und Konsumgüterindustrie, Finanzdienstleister sowie Medien- und Dienstleistungsunternehmen. Ausgewertet wurden die Gehälter der IT-Manager vom Projektleiter bis zum Bereichsleiter sowie die der Vertriebsverantwortlichen. Einzelpersonen erhalten einen kostenlosen Schnellcheck unter www.computerwoche.de/job_karriere/gehaelter

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567488: CW-Vergütungsstudie;

556999: Gehälter in der Hightech-Industrie;

556396: Europäische Einstiegsgehälter.

Allerdings war diese Berufsgruppe im Jahr 2007 zu kurz gekommen und hatte kaum mit einem Gehaltsplus rechnen können. "Der Zuwachs liegt zwar etwas über den Erwartungen, wird aber ähnlich auch in anderen IT-Berufen zu beobachten sein", glaubt Personalmarkt-Vergütungsexperte und Geschäftsführer Tim Böger. Gemeinsam mit den Experten von Personalmarkt hat die COMPUTERWOCHE die IT-Management-Gehälter unter die Lupe genommen.

Der Druck auf diese wichtigen Verantwortungsträger im Unternehmen nimmt zu, die Qualifikationsanforderungen und Leistungsbereitschaft sowieso. Kaum eine Berufsgruppe und Management-Ebene muss so fit und vielseitig sein wie die Projektleiter. Sie sind fachlich nahe am Tagesgeschäft, um mitzureden und die richtigen Entscheidungen zu treffen, müssen aber auch das Team wie ein guter Manager führen können und vor allem – aus Sicht der Unternehmensleitung ganz wichtig – gut rechnen und viel Erfahrung mitbringen, damit die Projekte nicht in Schieflage geraten, wie das nach wie vor noch immer in fast zwei Drittel der Fälle vorkommt.

Insgesamt geht Böger davon aus, dass angesichts des knapper werdenden IT-Personals die Gehälter weiter steigen. Gleichzeitig gestalten Unternehmen die Entgelte ihrer IT-Führungskräfte immer variabler und differenzierter. Größere Gehaltsunterschiede werden zugelassen. Böger sieht zwar den Trend, doch die Differenzierung ist ihm "nach wie vor zu gering."

Pauschale Erhöhungen geraten zur Ausnahme. Wie selten zuvor zeigt die Untersuchung, dass die Grundgehälter der Manager – vor allem in den oberen Etagen - stagnieren oder sogar zurückgehen. Andererseits greifen Arbeitgeber tiefer in die Tasche, wenn es um den variablen Vergütungsanteil geht.

Bestes und aktuelles Beispiel sind die Bereichsleiter in den großen Unternehmen. So verdient ein IT-Bereichsleiter in der Bankenwelt im Durchschnitt 165 000 Euro und erhält zusätzlich einen Bonus von 58 800 Euro. 2007 betrug das Grundgehalt noch 175 000 Euro im Jahr und der Bonus 42 700 Euro. Nicht anders sieht es bei den Kollegen anderer Branchen aus: In der Automobilindustrie nimmt der Bereichsleiter im Durchschnitt 132 500 Euro (Vorjahr: 147 500 Euro) plus 49 000 Euro (Vorjahr 38 900 Euro) variable Vergütung mit nach Hause. In der Telekommunikationsindustrie sind es wie im Vorjahr 124 000 Euro, aber mit einem deutlich höheren variablen Anteil – der stieg von 18 600 auf 31 200 Euro. Das Schlusslicht bilden die System- und Softwarehäuser, die ihren Bereichsleitern 108 000 Euro (19 800 Euro variabel) beziehungsweise 105 000 Euro (18 500 Euro variabel) im Jahr bezahlen. Auch hier sind die Grundgehälter zurückgegangen und der variable Anteil allerdings nur leicht im einstelligen Prozentbereich gestiegen. Hier lässt sich zusätzlich beobachten, dass die Unternehmensgröße das Entgelt nach wie vor kräftig beeinflusst. In den meist mittelständisch organisierten Softwarehäusern verdienen die Topmanager auch in der IT weniger als in Großunternehmen.

So bekommt der IT-Abteilungsleiter in einer Bank 87 000 Euro Festgehalt, also fast 80 000 Euro weniger als sein Bereichsleiter. Weniger dramatisch ist das Gefälle in der Softwareindustrie. Hier kommt der Abteilungsleiter auf 76 400 Euro im Jahr. Der variable Anteil liegt dabei zwischen 15 und 20 Prozent. Im Vorjahr machte der variable Anteil auf dieser Hierarchieebene erst zehn bis 15 Prozent aus.

Der Gruppenleiter, eine Hierarchiestufe unterhalb des Abteilungsleiters, bewegt sich mit seinem Grundgehalt im Durchschnitt zwischen 71 000 Euro (Banken, Konsumgüterindustrie), 57 000 (IT-Softwarehäuser) und 49 000 Euro (Dienstleistungssektor). Auf dieser Hierarchieebene fallen die variablen Anteile kleiner aus, Gruppenleiter werden nur zu etwa zehn Prozent variabel vergütet.

Gut im Rennen liegen dieses Jahr auch die Verkäufer. So erreichen Vertriebsleiter in der IT-Branche ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von rund 124 000 Euro (Vorjahr 121 000 Euro), der variable Anteil beläuft sich meist auf 50 Prozent. Böger weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei allen genannten Zahlen um Mittelwerte handelt. In kleinen Unternehmen fällt der Verdienst deutlich geringer aus. Und die IT-Branche ist mittelstandsorientiert. In der diesjährigen Personalmarkt-Studie arbeiteten ein Drittel aller Teilnehmer in Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern. Beispielsweise kommen Vertriebsleiter in Unternehmen unter 50 Mitarbeitern auf Zielgehälter von 93 700 Euro (Vorjahr 86 000 Euro) Euro, in Unternehmen mit 1000 bis 5000 Mitarbeitern dagegen auf durchschnittlich 171 000 Euro.

Laut Böger haben die einfachen und weniger verantwortungsvollen Sachbearbeiterfunktionen in den letzten fünf Jahren kaum Zuwächse erzielt. Dagegen wurden die Gehälter der Führungskräfte sowie auf Positionen, die wesentlichen Einfluss auf die Unternehmensentwicklung haben, im selben Zeitraum mit einem Plus von drei bis zum Teil sogar fünf Prozent pro Jahr bedacht.

Personalmarkt hat auch die Gehälter von Fachkräften in kleinen Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern verglichen. Hier stehen ganz andere Zahlen auf den Gehaltszetteln. So betragen die Durchschnittseinkommen inklusive Bonus bei IT-Beratern 50 900 Euro im Jahr und bilden gemeinsam mit den Projektleitern das obere Ende der Gehaltsskala. Letztere verbesserten sich von 45 000 Euro auf immerhin 52 100 Euro. Es folgen die Entwickler (41 680 Euro), Supporter (33 000 Euro) und Systemadministratoren (32 950 Euro).

Böger weist auf noch eine Entwicklung hin, die bisher nie in Frage gestellt wurde: je älter der Beschäftigte, desto höher das Gehalt. Er ist überzeugt, dass diese Kurve, die in der Vergangenheit ständig nach oben ging, abflachen und bei immer mehr Beschäftigten sich je nach Qualifikation und Marktsituation nach unten entwickeln wird. Bestes Beispiel ist die Gehaltsentwicklung eines Managers zwischen dem 30. und 55. Lebensjahr. Zwischen der Übernahme der ersten Führungsposition mit 30 legen Manager auf ihrem weiteren Werdegang bis 50 langsam zu. Ältere können mit keinen nennenswerten Zuwächsen mehr rechnen.

Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier liegt Frankfurt am Main (19,3 Prozent über dem Bundesschnitt) deutlich vor München (17,1), Stuttgart (14,7), Düsseldorf (12,2), Köln und Hamburg. Dresden hat Berlin mittlerweile mit 97,6 Prozent überholt, in Ostdeutschland ist das Gehaltsniveau das niedrigste und beträgt 76,5 des Mittelwerts.

Gerade weil sich der Arbeitsmarkt für Jobsuchende wieder positiv entwickelt, empfiehlt Böger, sich auf Gehaltsgespräche gut vorzubereiten. Mehr Einkommen sei möglich, die Firmen seien im harten Wettbewerb auf überdurchschnittlich tüchtige Mitarbeiter angewiesen und auch bereit, diese besser als andere zu entlohnen. Sein Fazit: "Die aktuelle Nachfrage auf dem IT-Markt gibt für gute Leute Spielraum, an der Gehaltsschraube zu drehen."