IT-Gehälter 2007: Mittelstand holt auf

17.10.2007
Die Vergütung der IT-Führungskräfte ist um rund 4,9 Prozent gestiegen, die der Spezialisten dagegen gerade mal um einen halben Prozentpunkt. Allerdings zahlen Mittelständler deutlich besser als früher.
In Konzernen wird besser gezahlt als im Mittelstand. Der holt allerdings auf.
In Konzernen wird besser gezahlt als im Mittelstand. Der holt allerdings auf.
Die Heimatbranche der Entwickler zahlt schlechter als manch andere, was aber auch mit der jeweiligen Firmengröße zusammenhängt.
Die Heimatbranche der Entwickler zahlt schlechter als manch andere, was aber auch mit der jeweiligen Firmengröße zusammenhängt.

Es herrscht Hochkonjunktur in der IT-Industrie, zumindest für viele Unternehmen. Die Auftragsbücher sind voll es fehlen allerdings die richtigen Mitarbeiter, die die Aufträge abarbeiten sollen. Und die Moral von der Geschicht: Alle jammern sie die Bewerber, die sich trotz Fachkräftemangels unterbezahlt fühlen, und auch die Arbeitgeber, die bereit sind, horrende Gehälter zu zahlen, weil sie keine Aufträge verlieren wollen, aber die Konsequenzen dieser Entwicklung fürchten.

Die Studie

Sämtliche Ergebnisse sind in der fast 500 Seiten starken Vergütungsstudie "Führungskräfte und Spezialisten in der IT-Wirtschaft 2007/2008" nachzulesen. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater. Sie kann zum Preis von 500 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) telefonisch unter 040/41345430, per E-Mail: bestellung@personalmarkt.de oder online unter www.personalmarkt.de bestellt werden.

Zur Methode

Personalmarkt hat 26 Funktionen ausgewertet, die teilweise mehrere Tätigkeiten umfassen, und über eine Differenzierung nach Anspruchsstufen getrennt. So wurden beispielsweise in der Funktion "IT-Beratung" alle Positionen in der Beratung vom "einfachen" Mitarbeiter bis zum Manager mit Personalverantwortung erfasst. Eine Differenzierung der unterschiedlichen Anspruchsstufen innerhalb der Funktion erfolgte über Parameter wie Grad der Personalverantwortung, Teamverantwortung, Ausbildungsanforderung, Komplexität und Schwierigkeit der Aufgaben. Über diese Parameter wurden zunächst 16 Job-Grades abgeleitet und daraus fünf Anspruchsstufen definiert. Bei Funktionen mit disziplinarischer Personalverantwortung wurden so zwei Stufen ("komplexe Leitungsaufgaben mit größeren Mitarbeitergruppen" und "Leitungsaufgabe mit kleineren Mitarbeitergruppen") betrachtet, bei Funktionen ohne Personalverantwortung sind es drei Stufen ("Spezialistenstellen", "Sachbearbeiterstellen" und "einfachere Tätigkeiten"). Darüber hinaus wurden alle Funktionen noch einmal nach Firmengröße differenziert. Neben dem Gesamtgehalt werden das Grundgehalt, die fixen und variablen Anteile der Vergütung sowie die Zusammensetzung der Nebenleistungen ausgewiesen.

Wer hat mitgemacht?

An der Studie haben sich 62 Unternehmen aus der Informationstechnologie beteiligt, die Gehaltsdaten zu 508 Positionen lieferten. Weitere 18 978 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 19 486 Datensätze in die Vergütungsstudie geflossen. Das Gros der Daten, nämlich 46,1 Prozent, stammt von Unternehmen mit 101 bis 1000 Mitarbeitern. 37,1 Prozent der Daten kommen von Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern. Alle anderen Daten (16,8 Prozent) wurden von Unternehmen gemeldet, die bis zu 100 Mitarbeiter haben.

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So erreichen uns in der Redaktion immer wieder böse E-Mails von Bewerbern, in diesem Fall von Berufsanfängern, wenn wir vom Fachkräftemangel schreiben dass sie zahlreiche Vorstellungsgespräche führen, und dass sie obendrein kräftig heruntergehandelt werden auf Gehälter unter 35 000 Euro im Jahr. Und nun die Perspektive der Arbeitgeber: So berichtete neulich der Geschäftsführer eines Systemhauses, dass ein Einsteiger 90 000 Euro im Jahr wollte er hatte allerdings eine Cisco-Zertifizierung. Einige Mitbewerber erfüllen solche Wünsche, denn, so der Manager frustriert: "Sie haben Recht, betriebswirtschaftlich rechnet es sich sogar." Wie das? Sie haben ers-tens den Auftrag, zweitens werde dieses Zertifikat stark nachgefragt, und drittens: Bis der Headhunter bezahlt wird, kann der Arbeitgeber den Experten auch gleich selbst einstellen.

Doch gehaltsmäßig geht es den jammernden Managern nicht schlecht. Die neueste Gehaltsstudie, die die computerwoche und Personalmarkt gemeinsam betreiben, zeigt eine überdurchschnittliche Chefvergütung. Vor allem in kleinen Firmen legten die Entgelte für Führungskräfte um zehn Prozent zu.

Die Saläre der Konzernhäuptlinge bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahres oder sind moderat im niedrigen einstelligen Bereich nach oben gegangen. Als Begründung dafür, dass in den mittelständischen Unternehmen höhere Zuwächse zu beobachten sind, führt Personalmarkt-Geschäftsführer Tim Böger folgendes Argument an: Weil die Kleinen auf dem Arbeitsmarkt kaum beachtet werden und sich Bewerber dort nicht melden, seien diese Arbeitgeber gezwungen, sich zumindest den Gehältern der Konzerne zu nähern. Kleine Abstriche beim Geld seien viele Kandidaten bereit zu machen, wenn andere Faktoren wie interessante Produkte, gute Unternehmenskultur oder viel Freiraum gewährleistet seien. Weiteres Argument für die kräftig steigenden Gehälter sei, so Böger, dass die geringer werdende hochqualifizierte Kernmannschaft immer häufiger weltweit verteilte Leute und Projekte organisieren muss.

Wieder die SAP-Berater

Die Gehälter von Fachkräften dagegen sind über alle Firmengrößen hinweg relativ konstant geblieben. Lediglich SAP-Berater und einige Positionen am unteren Ende der Gehaltsskala konnten zulegen. Dazu zählen Funktionen wie IT-Trainer (plus 5 Prozent), Mitarbeiter im Anwendersupport (plus 5 Prozent), Web-Entwickler (plus 2 Prozent) und Web-Designer (plus 4 Prozent).

Spitzenverdiener bei den Positionen ohne Personalverantwortung sind die Berater - allen voran SAP- und Strategieberater. Manager komplexer IT-Projekte erzielen Gehälter, die bei 200 000 Euro jährlich und darüber liegen. Doch längst nicht jeder Berater und Projektleiter erhält ein solch hohes Gehalt: Der Durchschnittsverdienst eines IT-Projektleiters liegt bei 64 468 Euro und der eines SAP-Beraters bei 62 814 Euro im Jahr.

Bei den Funktionen mit disziplinarischer Personalverantwortung liegen ebenfalls die SAP-Berater vorn, gefolgt von den IT-Leitern und IT-Großprojektleitern. In diesen Positionen, auch das zeigt die Studie, lassen sich Gehälter in Höhe von 400 000 Euro jährlich und mehr erreichen. In diese Regionen dringen aber in der Regel nur Top-Führungskräfte in großen, meist international ausgerichteten Konzernen vor. Das Durchschnittsgehalt eines IT-Leiters beziehungsweise CIO liegt bei 94 397 Euro im Jahr. Damit gehört er aber immer noch zu den Spitzenverdienern seiner Klasse. Ähnlich viel verdienen SAP-Entwicklungsleiter (durchschnittlich 94 458 Euro jährlich) und SAP-Beratungsleiter (durchschnittlich 93 299 Euro jährlich).

Den größten Zuwachs beim Gehalt (plus 15 Prozent) verzeichnen Chefs in der Softwareentwicklung in Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern. Es folgen die Positionen IT-Leitung (plus 14 Prozent), SAP-Beratung (plus 12 Prozent) und IT-Beratung allgemein (elf Prozent). In Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern sind die Einkommen für dieselben Positionen deutlich langsamer gewachsen: IT-Leitung (plus 3 Prozent), SAP-Beratung (plus 5 Prozent) und IT-Beratung (plus 4,5 Prozent).

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Variable, also vom Erfolg abhängige Gehaltsbestandteile haben zugenommen. Anteil und Höhe variabler Bezüge liegen bei Jobs mit disziplinarischer Personalverantwortung allerdings höher als bei solchen ohne Personalverantwortung. Von allen Spezialisten, deren Gehaltsdaten ausgewertet wurden, erhalten unverändert etwa 35 Prozent einen variablen Gehaltsanteil. Dieser macht 11,8 Prozent des Grundgehalts aus. Bei den Führungskräften liegt der Anteil derjenigen, die Prämien bekommen, deutlich höher nämlich bei rund 66 Prozent. Im Jahr 2006 hatte der Anteil derjenigen Chefs, die ein leistungsabhängiges Gehalt bekamen, erst 57 Prozent umfasst. Der Empfängerkreis von variablen Gehaltsanteilen hat also noch einmal deutlich zugenommen. Der Anteil selbst macht rund 17,6 Prozent des Grundgehalts aus und hat sich damit im Vergleich zum vorigen Jahr kaum verändert. Dennoch erhalten Führungskräfte in der IT-Industrie weniger variable Bestandsteile als Manager in anderen Branchen, schätzt Böger.

Nach wie vor spielt auch die Region eine Rolle für das Gehalt. Vorne liegt Frankfurt am Main, wo laut Untersuchung die Arbeitgeber 20 Prozent über dem Durchschnitt bezahlen. Es folgen München mit 14 Prozent, Stuttgart mit zehn sowie Hamburg und Düsseldorf mit acht Prozent über dem Landesschnitt.

Von den insgesamt positiven Entwicklungen der Saläre profitieren die Berufseinsteiger nur wenig, wie die Personalmarkt-Zahlen verdeutlichen. Die höchsten Anfangsgehälter werden in der IT-Beratung, Analyse und Konzeption gezahlt. Hochschulabsolventen steigen in diesem Bereich mit rund 44 300 Euro jährlich ein genau wie im Vorjahr. Leicht gestiegen sind dagegen die Gehälter der Softwareentwickler um 1000 Euro auf 40 000 Euro. Leicht gesunken ebenfalls um rund 1000 Euro sind die Saläre der Administratoren auf knapp unter 36 000 Euro.