IT-Frust beschleunigt den Outsourcing-Trend

06.03.2002
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wer sich für Outsourcing entscheidet, hofft auf geringere Kosten, mehr Flexibilität in Veränderungsprozessen und zusätzliche Effizienz im Kerngeschäft. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Viele Vorstände halten ihre IT schlicht für unproduktiv und wollen sie sanieren oder loswerden.

Was Eberhard Schott den IT-Anwendern im Konferenzbereich der neuen Schalke-Arena zu sagen hatte, dürfte nicht allen gefallen haben: „Es gibt in vielen Unternehmen ein hohes Potenzial an Unzufriedenheit mit der eigenen IT.“ Zeit- und Budgetüberschreitungen seien in Projekten eher die Regel als die Ausnahme, oft wichen die Verantwortlichen erheblich von den ursprünglichen Zielen ab. Auch deshalb gewinne der Outsourcing-Zug an Fahrt, analysierte der Consultant auf einer Veranstaltung von Hewlett-Packard. Der Geschäftsführer des Mainzer Beratungshauses Eracon AG, eines Spinoffs von CSC Ploenzke, nahm kein Blatt vor den Mund. Es sei zwar statthaft, wenn IT-Verantwortliche die Unzufriedenheit der Vorstände mit ihrer Arbeit einem Mangel an Selbstvermarktung zuschrieben, aber in den meisten Fällen doch zu kurz

gegriffen. Insbesondere das teure Jahr-2000-Problem hätten viele Geschäftsführer ihren IT-Shops übel genommen. Laut Schott verstehen sie nicht, warum ihr IT-Bereich über Nacht zu einem Sanierungsfall geworden ist.

Es fehlt die Servicementalität

Wachsender Unmut, so zeigte der Vortrag, entsteht zudem, weil Geschäftsführer und IT-Manager noch immer keine gemeinsame Sprache gefunden haben und die Servicementalität vieler IT-Bereiche nach wie vor unzureichend ist. All das bereitet den Nährboden für Outsourcing-Entscheidungen, für die es dann nur noch eines konkreten Auslösers bedarf. Ein solcher könnte beispielsweise das Interesse an der Neueinführung einer teuren und innovativen IT- oder Kommunikationslösung sein, für die es intern keine Ressourcen gibt. Größere organisatorische Veränderung geben ebenfalls häufig die Initialzündung - etwa die Integration eines zugekauften Unternehmens, die Einbindung von Geschäftspartnern oder eine modifizierte Ablauforganisation.

Die Entscheidung vieler Unternehmen, einen Chief Information Officer (CIO) auf Vorstandsebene zu etablieren, beschleunigt den Outsourcing-Trend weiter. „Der CIO verantwortet nicht zwingend auch die internen IT-Ressourcen. Das verändert seinen Blick erheblich“, so der Eracon-Chef. Aus der Vogelperspektive des Vorstands kann er unbefangen urteilen, und er hat im Gegensatz zu manchen langjährigen IT-Managern weniger Probleme damit, sich von Teilen der IT zu trennen.