IT-Freiberufler hoffen auf bessere Zeiten

09.05.2003
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Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Insgesamt aber sei die Stimmung nicht mehr so positiv wie noch vor zwei Jahren. Vor allem bei der Akquise von Neukunden hätten die Freiberufler mit großen Problemen zu kämpfen. Da potenzielle Kunden oft nicht auf Anfragen reagierten, müssten die Freelancer immer wieder nachhaken. Dazu Stiller: "Ich empfehle den IT-Spezialisten, die momentan die Freiberuflichkeit in Erwägung ziehen, aber noch fest angestellt sind, bis zur nächsten Wachstumsphase zu warten." Stiller vermutet, dass viele seiner freiberuflichen Kollegen noch längst nicht über dem Berg sind: "Softwerker, die sich in den Boomzeiten für die Freiberuflichkeit entschieden haben, sind häufig nicht fit genug, um die jetzige Krise zu überstehen."

Thomas Matzner, freiberuflicher Berater für Systemanalyse in München, sind schwierige Zeiten nicht fremd: "Ich habe bereits zwei Rezessionsphasen hinter mir." Aus diesem Grund sieht er die momentane Situation vor allem pragmatisch: "Auch wenn ich derzeit keinen Wunsch nach einer Festanstellung verspüre, würde ich diese Möglichkeit nicht völlig ausschließen." Allerdings sprechen seiner Meinung nach eine Reihe von Gründen gegen eine solche Entscheidung. Schließlich würde sich kein Freelancer einfach mal so selbständig machen. Im Gegenteil - Freiberuflichkeit sei von langer Hand geplant und auf Dauer angelegt. Das beginne mit dem Namen, den man sich im Markt aufgebaut habe - bis hin zur Altersvorsorge.

Marketing in eigener Sache verbessern

Konjunkturflaute allein ist für den IT-Fachmann kein Grund, sich nach einem festen Job umzuschauen: "Die schlechten Rahmenbedingungen treffen die Arbeitnehmer doch genauso." Bei der letzten Rezession hat Matzner dies hautnah miterlebt: "Als die Wirtschaftslage immer schlechter wurde, hat ein großes Anwenderunternehmen etliche der eigenen Leute, aber keinen der Externen entlassen." Matzner rät den Kollegen, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen, sondern alle Möglichkeiten in Ruhe auszuloten. In unruhigen Zeiten irgendwo Unterschlupf finden zu wollen kann seiner Meinung nach gefährlich werden.

Ulrich Bode, Sprecher im Beirat für Selbständige der Gesellschaft für Informatik (GI), kennt keinen einzigen IT-Freiberufler, der nicht durchhalten will. Allerdings müssten die, die nicht im gemachten Bett sitzen, alle nur möglichen Marketing-Instrumente einsetzen. Seiner Ansicht nach ist die Zeit des Einzelkämpfers heute endgültig vorbei - dementsprechend würden Netzwerke und Partnerunternehmen immer wichtiger. Bode: "Netzwerke haben den großen Vorteil, dass Freelancer sich untereinander austauschen können. Was in anderen Berufen seit Jahren gang und gäbe ist, wird in der IT-Welt viel zu wenig genutzt."

*Ina Hönicke ist freiberufliche Journalistin in München.